13. Teil | Dempster Highway

REISEBERICHT - In der letzten Etappe geht die Reise auf den Dempster Highway hinauf zu den am Polarmeer gelegenen Ortschaften Inuvik und Tuktoyaktuk.

REISEBERICHT - Unsere Mitarbeiterin Nicole Rohrer bereiste mit dem Camper den Nordamerikanischen Kontinent von Juni bis September 2018, in letzten Etappe geht die Reise auf den Dempster Highway hinauf zu den am Polarmeer gelegenen Ortschaften Inuvik und Tuktoyaktuk.

 

Wie im letzten Beitrag veröffentlicht möchten wir bis zum arktischen Meer nach Tuktoyaktuk fahren. Erst einmal entfernen wir uns 40km von Dawson City und biegen links ab auf den Dempster Highway ab. Diese Schotterstrasse endet knappe 800km später in der Stadt Inuvik in den Nortwest Territories.

Die Umgebung wechselte ständig ihr Aussehen. Viele verschiedene Bergketten begleiteten uns auf unserem Weg in den hohen Norden. Nach den ersten 20km hielten wir kurz an und beäugten unseren Truckcamper. Schon jetzt ist da viel Dreck zu sehen, und wenn wir die uns entgegenkommenden Fahrzeuge etwas genauer betrachteten wussten wir was auf uns wartete sobald wir zurück in Dawson City sein werden. Da heisst es erstmals sehr lange das Auto waschen. Das Wetter war besser als die letzten Tage in Dawson. Es regnete nicht! ;)

Nach ca. 70km hätten wir schon für einige Tage im Tombstone Territoral Park stoppen können. Unser Plan war es allerdings flott in den Norden zu kommen und den Park auf dem Rückweg zu erkunden. Dies war eine Vorsichtsmassnahme. Das Wetter sollte sich noch nicht gross bessern, immer wieder wurde Regen angemeldet und wir wollten nicht im oberen Teil des Dempsters stecken bleiben wenn die Fähren ihren Dienst wieder einstellten.

Was uns sehr erfreute war aber auch der antretende Herbst und mit sich trug dieser die Herbstfarben. Die Strasse hat heimtückische Abschnitte, vorallem wenn es einige Zeit geregnet hatte. Dies weichte den Boden auf, dieser war sehr schlammig und somit auch rutschig oder es hatte viele Löcher. Mit unserem Truckcamper und der benötigten Vorsicht aber kein Problem.


Ein kurzer Halt bei einem Aussichtspunkt wird uns sicher noch länger in Erinnerung bleiben, den kaum brachten wir den Truck zum Stillstand hatten wir gleich zwei Raben auf unserer Motorhaube. Sie krähten und starrten uns an, jede unserer Bewegungen wurde analysiert und mit einer Reaktion der Raben kommentiert, auch wenn das nur ein Krächzen war. Wir amüsierten uns mit den Raben bis wir weiter fuhren. Der eine Rabe blieb noch ziemlich lange auf unserer Motorhaube sitzen bevor er davon flog. Wir begegneten nicht nur anderen Campern und SUVs sondern auch einigen Lastwagen, Motorrädern und sogar Fahrradfahrern!

Vor einer Kurve begegneten wir einem Mann auf dem vollgepacktem Fahrrad auf matschiger Strasse. Nein danke, war unser erster Gedanke, das zweite Nein danke folgte einige Kurven weiter als wir einem Bären auf der Strasse begegneten, welcher gemütlich der Strasse entlang trottete. Da möchten wir also nicht mit dem Fahrrad unterwegs sein.



Wir übernachten nach einem langen Tag auf dem Campingplatz in Eagle Plains, wo es neben einer Tankstelle und Autowerkstatt noch ein Hotel mit Restaurant hat. Die Duschen und Toiletten haben sicher schon bessere Zeiten erlebt, aber für eine schnell Dusche reicht es.

Ausgeschlafen und vollgetankt ging es am nächsten Tag weiter. Schon bald zeigte sich wieder wie gefährlich die Strasse sein kann… Ein Lastwagen lag gekippt neben der Strasse. Für Michael gleich eine klare Warnung: Wir haben einen 4x4 Truckcamper aber trotzdem muss man immer wachsam sein, den der Strasse sieht man nicht immer gleich an ob sie rutschig ist oder die Strassenränder extrem weich sind. Ein paar Kilometer später erreichten wir den ersten Meilenstein dieses Highways, den Arcitc Circle. Weitere Kurven und rutschige Partien später halten auf einer Anhöhe an einem weiteren Meilenstein, die Übertretung der Grenze zwischen NWT und Yukon. Eine grosse Bergkette mit etwas weissen Spitzen zierte die Aussicht zusammen mit grüner und weitreichender Tundra mit einzelnen grünen Nadelbäumen. Wir genossen kurz den Moment und die Aussicht bevor wir weiter fuhren.

Wirklich oft stoppen kann man nicht auf dem Highway ab diesem Punkt. Für uns war dies auch nicht nötig, die Strecke welche wir fuhren war unser Abenteuer, Loch für Loch und Rutschpartie für Rutschpartie, Aussicht um Aussicht. Die Umgebung erinnert stark an eine ehemalige Gletscherlandschaft. Alte Moränen und dadurch fliessende Flüsse begleiten uns, dann wechselte das Bild wieder in eine Landschaft voller Bäume, dann wieder zur Tundra. Trotz mässig schönem Wetter erfreuten wir uns den vielen Farben welche die Landschaft uns bot. Nun endlich erreichten wir die erste Fähre. Wie angedeutet war sie vollständig in Betrieb. Wir hielten an und warteten auf die Fähre welche noch auf der anderen Seite des Flusses war. Wir wurden auf die Fähre gelotst und wir verlassen den Highway an dieser Stelle für etwa 15 Minuten Wasserweg.



Am anderen Ende angekommen setzten wir unseren Weg fort zur zweiten Fähre. Der Zustand der Strasse verbesserte sich nicht und so blieb uns nichts anderes übrig als gemütlich zu fahren und uns immer wieder überholen zu lassen, dafür konnten wir unsere Umgebung viel besser wahrnehmen. Und schon bald waren wir bei der zweiten Fähre angekommen. Diese Fähre hat nicht zwei sondern drei Anlegepunkte: Die südliche und nördliche Seite des Highways und die einzige Zufahrt zum Dörfchen Tsiigetchic im Osten. Die Auffahrten um mit den Fahrzeugen auf die Fähren zu gelangen, welche in den Mackenzie River münden waren mehr oder weniger weggespült. Natürlich wurden die Auffahrten immer wieder mit neuer Erde aufgeschüttet, doch der Fluss führte eine enorme Kraft mit sich und weichte die Erde immer wieder auf. Gut ging die Auffahrt auf die Fähre mit unserem 4x4, ein grosses Motorhome hatte da schon grössere Probleme und rutschte hin und her bevor es auf der Fähre war. Und weiter ging die Fahrt bis wir das Ende des Highways Inuvik erreichten.



Wie schon vielerorts auf unserer Reise, war auch hier unser erster Stopp im Visitor Center welches auch gleichzeitig ein kleines Museum ist. Auffallend in der Stadt waren die grossen Röhren welche von den Häusern weg durch die Stadt verlaufen. Wir erfuhren, dass dies die Abwasserkanäle sind. Permafrost liegt hier unter dem Boden und verändert den Grund immer wieder. Auch Häuser stehen auf Pfählen um den Folgen des schmelzenden Permafrostes gewappnet zu sein. Die Menschen hier sind sehr freundlich und hilfsbereit. Neben Tourguides welche einfache Stadttouren aber auch Ausflüge per Flugzeug oder Schiff anbieten gibt es auch von dem Visitor Center aus Führungen z.B. durch die bekannte Igloo Kirche, Führungen ins Greenhouse der Stadt, oder in der Satellitenanlage, etc. So eine Auswahl an Angeboten hatten wir gar nicht erwartet so hoch im Norden.



Seit November 2017 ist der Highway fertig gestellt zwischen Inuvik und Tuktoyaktuk. Schon nach etwa 2 Kilometer kreuzten uns auf unserem Weg 2 Luchse, einer davon verharrte mutig gleich neben der Strasse im Gras, so als wäre er unsichtbar, nicht aber für uns.

Was uns auf der Route rasch auffiel ist die Höhe des Highways. Mindestens 1.8 Meter Gravel wurde aufgeschüttet um den im Erdreich vorhandenen Permafrost zu schützen. Die Strasse ist zwar sehr neu, zum Befahren allerdings gefährlicher als der Dempster Highway, wenn man nicht aufpasst! Die ersten 100 Kilometer waren noch ganz ok, das letzte Drittel war aber mit meist mit maximal 50 Km/h zu befahren. Je nördlicher wir kamen desto mehr fanden wir neben der Strasse die Tundra. In diesem nördlichen Teil existieren sogenannte Pingos. Man spürt aber auch die sehr rasche Veränderung des Ortes aufgrund des Tourismus.
 


Zurück in Whitehorse endet unser aufregendes und erlebnisreiches Truck-Camper Abenteuer.