17.01.2024

Reisebericht | Unterwegs in Kanadas Norden

Nordkanadareise von Christine und Erich Imhof im August und September 2023. 

 

"Beim Engineer Creek Campground hielten sie für eine kurze Verpflegungspause. Als sie die Fahrt wieder aufnahmen, liess Paula die Gruppe wissen, dass sie nun den Ogilvie-Fluss überquerten."

 

Ich lese gerne Krimis, in den Ferien vorzugsweise solche, die in der bereisten Gegend spie-len. Diese Zeilen aus «Die Fremde auf dem Eis» lese ich tatsächlich auf dem Dempster Highway bei Kilometer 194, exakt auf dem Engineer Creek Campground!

 

Aber der Reihe nach …

Es ist nicht unsere erste Kanadareise, aber man wird «süchtig» nach den unendlichen Weiten des Nordens, und so sind wir von August bis September mit einem Truckcamper in den nordwestlichen Provinzen Kanadas auf Achse. Das Strassennetz im Yukon und in den Northwest Territories ist überschaubar, neben den Highways existieren nur wenige Nebenstrassen, der Rest des Landes ist unberührte Wildnis. So kommt es, dass wir auf verschiedenen Strecken ein Déjà vu haben, will heissen: Wir freuen uns über das Wiedersehen mit Orten und Landschaften, die uns an frühere Reisen erinnern. Ein erstes Wiedersehen feiern wir in Yukons Hauptstadt Whitehorse, unserem Ausgangspunkt. Endlich, nach zusammengezählt dreizehn Stunden Flug, sitzen wir in der Fussgängerzone, unter einem Sonnenschirm (!) und geniessen Sauerteigbrot und Sockeye Lachs – und dann ein weiches Bett im Edgewater Hotel.
 

Southern Lakes
Nach Übernahme des Fahrzeuges bei der Mietstation von Fraserway und einem Grosseinkauf im Supermarkt fahren wir am nächsten Tag auf dem Alaska Highway südwärts, biegen dann ab auf den Klondike Highway Richtung Carcross. «The world’s smallest desert», die angeblich kleinste Wüste der Welt, liegt am Weg. Wir schlendern durch den hellen Sand, erklimmen echte Sanddünen und geniessen von dort einen prächtigen Blick auf Lake Bennett und die umliegenden Berge.


In den Zeiten des Goldrausches ab1896 wurden in Carcross die Güter, die auf dem Landweg von Skagway eintrafen, zur Weiterbeförderung auf Raddampfer umgeladen. Viele Gebäude aus dieser Zeit sind liebevoll restauriert und werden nach wie vor genutzt, zum Beispiel der Matthew Watson General Store, das Caribou Hotel oder der Bahnhof der White Pass and Yukon Railway.

 

Für die Weiterfahrt wählen wir die Route über Tagish nach Jake’s Corner am Alaska Highway, eine abwechslungsreiche Nebenstrecke mit weiten Kurven, sanften Kuppen, Bergen und Seen zur Seite. Und natürlich viel, viel Wald.

Liard und kurzer Abstecher nach British Columbia
Zwischen Teslin und Watson Lake beziehen wir einen kompletten Regentag. Anstatt uns über die tiefhängenden Wolken und die Wasserfontänen der kreuzenden Fahrzeuge zu ärgern, besuchen wir das Teslin Tlingit Heritage Certre und bewundern ausdrucksstarke Masken, die die Geschichte der verschiedenen Stämme erzählen, liebevoll gearbeitete Schaubilder und Oral History zur Besiedlung und zum Handel mit den Küstenstämmen. Ein eindrückliches Bild der reichen Vergangenheit und der lebhaften Gegenwart der First Nations.
Am nächsten Tag in Watson Lake bessert sich das Wetter und wir durchforsten den berühmten Schilderwald ohne Regenjacken. Ein regelrechtes Pfosten-Dickicht mit Schildern aus aller Welt ist hier gewachsen, Ende Saison 2022 hat der Signpost Forrest die 100’000er Marke geknackt. Und wie viele Autofahrerinnen und Wanderer gehen seither in die Irre, weil Wegweiser fehlen?

Im Northern Lights Centre begeben wir uns ganz ohne Hinweistafeln auf einen Ausflug ins All zu den Planeten und erleben Aurora borealis, die Nordlichter, in grün, pink und rot. In natura ist es anfangs August noch zu früh für das geheimnisvolle Spektakel.
 

Kurz nach Watson Lake überqueren wir die Grenze zu British Columbia und fahren ca. 200 Kilometer auf dem Alaska Highway südwärts zu den Liard Hot Springs. Die Überlandstrasse verläuft streckenweise parallel zum Liard River, der hier zu einem breiten Strom angewachsen ist und nicht mehr dem Bach ähnelt, den wir vor vier Jahren im Oberlauf mit dem Kanu befahren haben. Der gute Strassenzustand ermöglicht zügiges Vorwärtskommen, wenn denn nicht gerade eine Herde Wood Buffalos die Grünstreifen links und rechts inklusive Fahrbahn in Beschlag nimmt. Behäbig stehen die Kolosse auf und neben der Strasse, lassen sich vom Verkehr nicht beeindrucken und einige Büffel gehen fast auf Tuchfühlung mit unserem Truck. Auch Schwarzbären tun sich gütlich am Gras und den Blumen neben der Strasse, eine Bärenmutter mit zwei Jungen können wir ganz aus der Nähe beobachten.

 

Der Campground bei den Liard Hot Springs ist beliebt, Kanadier verbringen hier auch mal ein verlängertes Wochenende. Zum Glück haben wir schon vor längerer Zeit einen Platz reserviert und können so gleich nach dem Einparken unsere Badesachen rausfischen und uns auf den ungefähr zehnminütigen Walk zu den Bassins machen. Ein heisser Bach füllt die im Wald angelegten Pools mit 42 bis 52 °C warmem Wasser, das sich kontinuierlich mit kaltem Wasser mischt. Die Einstiege und die Garderoben wurden vor ungefähr zehn Jahren erneuert, sie fügen sich wunderbar in die Umgebung ein. Richtig herrlich, das Bädele und Plantschen!

 

Campbell
Zurück in Watson Lake bereiten wir uns auf den hier beginnenden Campbell Highway vor. Also Tanken (Diesel hat’s noch, aber Benzin ist bei der Tankstelle gerade ausgegangen), Wasser nachfüllen und Dumpen und zum Schluss einkaufen im überraschend gut assortierten Grocery Store. Da uns die RV Parks in Watson nicht sonderlich ansprechen, fahren wir noch die ersten gut achtzig Kilometer des Highways zum Simpson Lake. Die einfachen Government Campgrounds am Campbell Highway liegen häufig wunderschön an Seen und bieten zwischen zehn und 24 Stellplätze. Um diese Jahreszeit sind sie nicht voll belegt und wir haben die Qual der Wahl: Welcher Platz hat die absolut schönste Aussicht, ist eben, nicht windexponiert und verfügt über die beste Feuerstelle? Unser unübertroffener Favorit ist der Little Salmon Campground, wo wir zwei total faule Tage verbringen, inklusive Bad im See.

 

Fünf Tage sind wir zwischen Watson Lake und Carmacks unterwegs, 583 recht einsame Kilometer durch grossartige Landschaften. Zwischen Kilometer 110 und dem Abzweiger nach Faro ist die Strasse nicht geteert und stellenweise recht schmal, vor allem wenn die Strassenränder bis zur Fahrbahn überwachsen sind. Ja, es hat Schlaglöcher und weniger gut unterhaltene Strecken, aber wir kommen problemlos voran, auch wenn uns ab und zu Regenschauer begleiten.

 

Ross River (sehenswert ist die Fussgänger-Hängebrücke über den Pelly River) und Faro sind die beiden einzigen Ortschaften an der Route mit Service. Diesel auffüllen ist immer eine gute Idee und anlässlich des Besuches im Visitor Centre in Faro erfahren wir Erstaunliches zur Geschichte der gigantischen Zinn-Mine, die bis 1998 betrieben wurde. Um das geförderte Erz abtransportieren zu können, musste der Hafen von Skagway in den 1970er Jahren ausgebaut werden. Die Verantwortliche im Museum stammt aus dem Bayrischen Wald, spricht deutsch und wir plaudern bei Kaffee und Hot Chocolate über Vergangenheit und Zukunft der abgelegenen Region. Es sind solche Begegnungen, die unsere Reise immer wieder bereichern. Da wäre auch noch der kauzige Host auf einem der Zeltplätze, der im Winter Fallensteller ist und niemals in einer Stadt leben möchte, oder der Wildhüter, der uns einen Kniff zum effizienten Holzspalten vorführt, oder der neugierige schwarze Hund, dessen «Frauchen» uns erklärt, diese Hunderasse werde für die Grizzly-Jagd eingesetzt – ganz schön mutig!

Klondike
In Carmacks treffen wir wieder auf den Kondike Highway, wir sind zurück in der Zivilisation inklusive Internetverbindung, Tankstelle und Shop. Kurz nach Carmacks halten wir am Five Finger Rapids Overlook. Das Wetter ist so warm und freundlich, dass wir die kurze Wanderung runter zu den Felsen unternehmen. Heute sieht die Passage gar nicht mehr so gefährlich aus, aber zu Goldgräberzeiten verunglückte hier so mancher Raddampfer. Zuerst versuchte man mit Kabelzügen die Schiffe flussaufwärts zu manövrieren, aber schlussendlich sprengte man einen Teil der Felsen. Ein kleiner Besucher auf der Aussichtsplattform zeigt sich unbeeindruckt vom Geschehen vergangener Zeiten und interessiert sich vor allem für unsere Wanderschuhe.

 

Bis Dawson City wären es noch über vier Stunden Fahrt und andere Touristen berichten von zahlreichen Baustellen auf der Strecke. Also einmal übernachten bei Moose Creek, wir haben ja Zeit. Geduld braucht es dann tatsächlich am nächsten Tag. Gravel und Asphalt wechseln sich ab, der lose Belag hüllt die Piste in dichte Staubwolken und der Hartbelag ist voller heimtückischer Schlaglöcher. Bei einer Ampel müssen wir auf den Pilot Car warten, der uns dann im Schritttempo mitten durch die kilometerlange Baustelle führt.

 

Kurz vor dem Goldgräberstädtchen Dawson City biegen wir links ab zum Bonanza Creek, dort wo alles begann. Die Dredge No 4, das Ungetüm, das sich von 1912 bis in die 1960er Jahre auf der Suche nach Gold durch die Gegend frass, wurde von Parks Canada übernommen und ist auf Führungen zu besichtigen. Der schwimmende Bagger wurde einst bei der Brücke über den Klondike zusammengesetzt und arbeitete sich während mehr als 40 Jahren den Wasserlauf hoch. Es muss dröhnend laut gewesen sein, wenn die Tonnen Geröll durch die Siebtrommel ratterten, aber es rentierte, nach nur einem Jahr war die Maschine amortisiert. Den grossen Batzen machten die Eigentümer, die Arbeiter verdienten schlecht und ruinierten ihre Gesundheit bei der Schwerstarbeit.

 

Nach der Führung kommen wir ins Gespräch mit einem Angehörigen der Vuntut Gwitchin First Nation aus Old Crow, der mit seinem Sohn und seiner fast 90-jährigen Mutter wegen der Waldbrände evakuiert worden war. Das Feuer habe zwar die Siedlung verschont, aber der beissende Rauch hätte die Gesundheit der Menschen bedroht. Da es keine Strassenverbindung nach Old Crow gibt, wurden alle ca. 250 Einwohnerinnen und Einwohner ausgeflogen nach Inuvik, Whitehorse oder eben Dawson City. Auf unserer Reise sind wir zum Glück nie direkt von Wildfires betroffen, wir hören im Radio aber von gesperrten Strassen und Evakuierungen. Einzig im Mackenzie Delta ist die Sicht einen Tag lang durch Rauch stark eingeschränkt und ein Geruch nach Verbranntem liegt in der Luft.
In Dawson City logieren wir auf dem Gold Rush Campground mitten in der Stadt, so können wir zu Fuss alle Sehenswürdigkeiten, Shops und Info-Center erreichen. Auch nutzen wir gerne und ausgiebig Duschen und Waschautomaten. Nachmittags, bei angenehmen Temperaturen, lassen wir uns von der Fähre ans andere Ufer des Yukons übersetzen und begeben uns dort auf die Suche nach dem Paddlewheeler Graveyard, dem Schiffsfriedhof jener Schaufelrad-Dampfer, die nicht so viel Glück hatten wie die SS Keno, die an der Uferpromenade von Dawson City ein beliebtes Fotosujet ist. Etwas flussabwärts, im Wald, liegen die Überreste der einst stolzen Schiffe, sieben an der Zahl sollen es gewesen sein. Das lässt sich aber anhand der kreuz und quer liegenden Wrackteile nicht mehr mit Sicherheit sagen.

 

Northern & Arctic, Northwest Territories
Nach zwei Tagen «Stadtleben» brechen wir auf zum Dempster Highway. Das soll ein weiterer Höhepunkt unserer Reise werden: die Schotterstrasse, hoch bis ans Eismeer. Wir sind schon etwas angespannt, als wir bei Klondike Corner auf die Strasse No 5 einbiegen. Man hört ja so einiges von platten Reifen und anderen Pannen auf der 880 km langen Strecke.
Zum Start geniessen wir strahlend blauen Himmel im Tombstone Territorial Park, Fotostopps alle paar Kilometer. Je weiter wir uns von Tombstone entfernen, desto spärlicher wird der touristische Verkehr, Laster hat es natürlich immer wieder, sämtliche Güter für den hohen Norden müssen ja über den Dempster Highway transportiert werden.

 

Unsere Etappen entsprechen unterdessen meinem Lesefortschritt im Krimi. Obschon die Geschichte im Winter spielt, sind die Beschreibungen der Strecke sehr genau und ich fühle mich «mitten drin»: Engineer Creek, Ogilvie-Peel Viewpoint, Tankstelle und Hotel bei Eagle Plains, Arctic Circle, überall kommen wir auch vorbei und bewundern die faszinierende Tundralandschaft im Herbstkleid.
Am zweiten Reisetag, bei etwas trüberem Wetter, bewältigen wir die Strecke von Engineer Creek bis Nitaiinlaii Campground in den Northwest Territories. An der Grenze zu den NWT gibt’s Kapuzen-Fotos und das letzte Teilstück runter zur Fähre über den Peel River fahren wir in dichtem Nebel. Die Fährpassagen habe ich mir viel schwieriger vorgestellt, aber da rollt man einfach (durch Matsch) etwas runter und dann auf das Fährdeck, am anderen Ufer mit genügend Schub wieder rauf auf die Strasse. Wir warten nie länger als eine halbe Stunde, vielleicht haben wir einfach Glück und es sind gerade nicht die grossen Trucks unterwegs. Nach der Überquerung des Mackenzie Rivers folgen zwei schnurgerade Strecken, laut meinem Krimi ist die erst 32 Kilometer lang, könnte etwa stimmen. Wir konzentrieren uns aber vor allem auf die schwarze, matschige Fahrbahn und «dräckele» unser RV bis zum heutigen Ziel in Inuvik gehörig ein.

 

Am vierten Tag erreichen wir das Ende der Strasse, ganz oben in Tuktoyaktuk. Ob es sich lohnt? Auf dem Dempster Highway ist der Weg das Ziel. Die fast totale Abgeschiedenheit, das flache Land mit Tümpeln und Seen, die seltsamen Pingos (bewachsene Hügel, deren Kern aus Eis besteht), das macht den Reiz des gewaltigen Mackenzie Deltas aus. Bei unserer Ankunft ist es 4 °C kalt, es regnet und ein eisiger Wind, gefühlt direkt vom Nordpol, macht uns schon etwas zu schaffen, trotzdem kosten wir den Tag am Arctic Ocean aus, mit dem obligaten Foto beim Eismeer, mit Spaziergängen durch die Ortschaft – nur baden war nicht so …
In Tuktoyaktuk fällt uns auf, dass der Familienname «Gruben» sehr verbreitet ist und doch so gar nicht nach einheimisch tönt: James Gruben Airport, E. Gruben's Transport Ltd., Chuck Gruben's Guiding & Outfitting und so weiter. Auf einer früheren Reise sind wir einem Mr. Gruben aus Tuk begegnet, der uns von einem Vorfahren aus der Schweiz erzählte (vielleicht hat er die Schweiz auch nur mit Deutschland oder den Niederlanden verwechselt, dort ist der Name häufig). Crazy: in den NWT heisst gemäss Statistik jeder 427. Einwohner «Gruben».

 

So machen wir uns denn wieder auf die lange Rückreise, insgesamt fünf Etappen bis Dawson City. In Bezug auf den Strassenzustand wissen wir nun, was auf uns zukommt. Die Strasse von Tuk nach Inuvik ist herausfordernd, immer wieder Wellblech und Schlaglöcher. Langsam fahren oder mit flottem Tempo über die Unebenheiten rollen? Andere Abschnitte lassen sich problemlos mit 70, 80 km/h befahren. Manchmal ist’s in der Strassenmitte besser, manchmal ganz rechts, Konzentration ist gefragt und wir legen auch immer wieder Pausen ein zum Schauen oder Plaudern mit anderen Reisenden.

 

Es ist uns vergönnt, das Mackenzie Delta, die Richardsons Mountains, die Hochebene um Eagle Plains, den Tombstone Territorial Park bei meist klarem Herbstwetter zu erleben. Regen nur nachts (da wird wenigstens die Kühlerhaube des RV etwas abgespült), ein Morgen beginnt mit stockdickem Nebel, der sich nach einer Stunde plötzlich auflöst und den Blick auf eine atemberaubende Kulisse freigibt. Goldene Espen, dunkle Kiefern, rote Beerensträucher leuchten um die Wette, wir können uns fast nicht satt sehen. Auf zwei Wanderungen bei Tombstone (Goldensides und Grizzly Lake) lassen wir nochmals die eindrückliche Landschaft auf uns wirken, bevor wir nach Dawson City zurückkehren und erst mal unser eingeschlammtes Vehikel in ein dunkelblaues RV zurück verwandeln. Den erfolgreichen Abschluss des Dempster-Abenteuers feiern wir in einer griechischen Taverne namens «Drunken Goat». Wirklich lecker. Nur dass uns auf dem Rückweg zum Camper eine gewaltige Gewitterfront erwischt, auch ein Spurt um zwei Strassenecken hilft nichts – noch am nächsten Tag ist der ganze Innenraum des Campers mit nassen Klamotten dekoriert.

 

Silver Trail und Whitehorse
Langsam müssen wir die verbleibenden Tage gut einteilen, damit wir rechtzeitig zurück in Whitehorse sind. Vor Stewart Crossing biegen wir ab auf den Highway 11, den Silver Trail, und fahren bis zur Ortschaft Mayo. Unterwegs begegnet uns Meister Petz und an Mayo beeindruckt uns am meisten die schwer schiffbare 180 ° Schlaufe, die der Stewart River dort hinlegt. Die nächste Etappe führt uns an den Tatchun Lake, wo wir gerne länger geblieben wären, aber das Wetter spielt nicht mit, Landregen. Wenn schon Dauernass von oben, dann wenigstens warmes Wasser zum Drinsitzen. Also Programmänderung und ab zu den Eclipse Nordic Hot Springs in der Nähe von Whitehorse. 2018 habe ich in mein Tagebuch geschrieben: «Die Badeanstalt ist schon etwas in die Jahre gekommen – abblätternde Farbe, Dusche per Zug an einer Kordel». Unterdessen hat das heisse Bad ein totales Facelifting bekommen und ist nicht wiederzuerkennen, eine ganze Wellness-Landschaft lädt zum Verweilen.
Am anderen Morgen liegt Schnee auf den Hügeln um Whitehorse und Eisblumen schmücken das Dachfenster, so schnell hat es von «nass» zu «frostig klar» gewechselt. Genau die richtige Stimmung für einen Besuch im Yukon Wildlife Preserve, so können wir auch noch die Tiere begrüssen, die uns in freier Wildbahn nicht begegnet sind.

 

Auf einem Spaziergang im Miles Canyon in der Nähe von Whitehorse verabschieden wir uns vom herbstlichen Yukon, vom Fluss und vom Territorium. Wir lassen die Gegend mit etwas Wehmut zurück, dürfen uns aber auf sommerlich warme Temperaturen daheim in der Schweiz freuen.

P.S. Die letzten Seiten im Kriminalroman lese ich auf dem Heimflug von Vancouver nach Zürich, also Ende gut, alles gut!