20.11.2024

Reisebericht | Roadtrip von Anchorage nach Seattle

Endlich beginnt unsere lang ersehnte Reise nach Alaska und Kanada. Voller Vorfreude steigen wir in Zürich in den Flieger nach Frankfurt und weiter nach Anchorage. Nach einem langen, angenehmen Flug checken wir ins «The Lakefront Anchorage» ein. Mit dem gratis Hotel Shuttle-Bus fahren wir nach Anchorage Downtown und stöbern durch unzählige Souvenir Shops bevor wir hundemüde ins Bett fallen. Am nächsten Tag erwartet uns unser erstes Highlight: die Bärentour in den Lake Clark National Park. Leider wird die Tour wetterbedingt abgesagt und wir entscheiden uns kurzerhand mit einem anderen Schweizer Pärchen ein Mietwagen zu mieten. Wir fahren ein Stück des Seward Highways und stoppen bei einige Aussichtspunkten. Die Bärentour konnten wir glücklicherweise problemlos auf den nächsten Tag verschieben. Voller Optimismus steigen wir bei strahlendem Sonnenschein in unser Flugzeug zum Lake Clark Nationalpark ein.  Auf halber Strecke dann die schlechte Nachricht: aufgrund der hohen Flut ist eine Landung am Zielort unmöglich und wir müssen umkehren. Zum Glück haben wir unseren Camper bereits am Morgen bei Go North abgeholt und können nun spontan nach Seward fahren, nachdem wir die Bärentour nochmals verschieben konnten. In Seward buchen wir eine Bootstour in den Kenai Fjord Nationalpark, auf der wir Wildlife pur erleben können. Neben Seelöwen, Weisskopfseeadler und Orcas sehen wir auch eindrückliche Gletscher. Am darauffolgenden Tag können wir endlich auf unsere lang ersehnte Bärentour. Auf dem 75-minütigen Flug sehen wir bereits unglaubliche Landschaften, Elche, Belugas und Schwarzbären. Im Nationalpark beobachten wir aus einiger Distanz, aber auch aus nächster Nähe, viele Bären. Es war ein grossartiges Erlebnis, das wir nicht vergessen werden. Nun aber ab in den nächsten Nationalpark, wir fahren Richtung Norden in den Denali Nationalpark. Wir verbringen drei Nächte auf dem Teklanika Campground ohne Wasser, Strom und Internet, mitten in der Wildnis. Wir erkunden den Park mit dem Bus und zu Fuss und können dabei viele Tiere beobachten, darunter Bären, Elche und ein Wolf. Zum Abschied aus dem Denali wandern wir noch den Savage Alpine Trail entlang, auf welchem sich die Weite des gesamten Parks nur erahnen lässt. 

Weiter geht unsere Fahrt über Fairbanks zu den Chena Hot Springs, in den heissen Quellen wärmen wir uns nach den kalten Nächten im Denali ein wenig auf. Am nächsten Tag führt uns unsere Reise am North Pole vorbei. North Pole ist eine witzige kleine Stadt mit einem Santa-Claus-Haus voller Souvenirs, von welchem wir einige Postkarten nach Hause senden. Nach all den Eindrücken in den letzten Tagen legen wir am ruhig gelegenen Quartz Lake eine Pause ein. Wir lassen beim Fischen am See und am Lagerfeuer die Seele baumeln. Dann geht unsere Reise weiter auf dem Alaska und Taylor Highway Richtung kanadische Grenze. Bevor wir Chicken, eines der letzten kleinen Dörfer in den USA, erreichen, können wir am Strassenrand eine Elch Mama mit ihrem Kleinen beim Essen beobachten. Am nächsten Tag überqueren wir problemlos die kanadische Grenze und werden mit Regen empfangen. Über den Top of the World Highway erreichen wir nach einer kurzen Fahrt mit der Fähre Dawson City. Dawson City ähnelt am ehesten dem, was wir unter einem Dorf verstehen, hier können wir unsere Vorräte und Tanks wieder füllen. Am Abend schlenderten wir noch durch das charmante Dorf, welches gute Fotomotive bietet und essen in einem leckeren griechischen Restaurant. Danach geht es für uns weiter über den Dempster Highway in den Tombstone Nationalpark. Wir starten mit einem kleinen Spaziergang direkt vom Campground aus. Danach fahren wir weiter in den Norden, wobei sich die Vegetation mit jedem Kilometer verändert. Die schönen weiten Landschaften verfärben sich in herbstliche Rot- und Gelbtöne. Auch die Tierwelt zeigt sich hier in seiner Vielfältigkeit, auf unserer Fahrt sehen wir neben vielen Vögeln eine Caribou Herde, einen Fuchs und unzählige Pferde. Am zweiten Tag in den Tombstone Mountains wandern wir ein Stück des Grizzly Lake Trails entlang. Leider spielt das Wetter nicht mit, dennoch ist es eine tolle Wanderung und bei schönem Wetter hat man sicherlich einen gigantischen Ausblick. 

Nach den Tombstone Mountains führt uns unser Weg weiter durch den Yukon in den Süden. Wir fahren über den Klondike Highway zu den Five Finger Rapids, eine eindrückliche Felsformation im riesigen Yukon River. Kurz danach biegen wir auf den Campbell Highway ein, auf dem wir immer wieder grossartige Ausblicke über die weiten Wälder und Landschaften des Yukon erhaschen können. Nach einer Übernachtung und einer Tank-Füllung in der Nähe von Ross River nehmen wir die Canol Road Richtung Johnson’s Crossing. Die 220 km lange Schotterpiste mit einem Schlagloch nach dem anderen bietet noch einmal einen Blick in die wundervolle unberührte Natur. Wer noch mehr Einsamkeit und Natur möchte liegt, auf dieser Strecke richtig. Während der gesamten Fahrt sind uns gerade einmal eine Handvoll Autos begegnet.  
Nur kurz nachdem wir die Canol Road verlassen und wieder auf dem Alaska Highway Richtung Watson Lake fahren, erblicken wir einen Schwarzbären am Strassenrand und können ihn beim Fressen aus dem Camper beobachten. In Watson Lake machen wir einen Zwischenstopp, um unsere Vorräte wieder aufzufüllen, zu tanken und natürlich schauen wir uns noch den berühmten Sign Post Forrest an. Am nächsten Morgen fahren wir weiter auf dem Alaska Highway zu den Liard Hot Springs. Auf dem Weg sehen wir erneut einen Schwarzbären und einen Bison. Diese Gegend ist bekannt dafür, dass es mehrere Bisonherden gibt, bis jetzt können wir aber noch keine Herde sehen. Auf unserer Weiterfahrt machen wir einen Abstecher zu den River Smith Falls, der schöne Wasserfall ist in nur wenigen Gehminuten vom Parkplatz zu erreichen. Am Abend entspannen wir uns von der anstrengenden Fahrt der letzten Tage in den wundervollen und sehr natürlich belassenen Liard Hot Springs. Am darauffolgenden Tag begegnet uns dann doch noch kurz nachdem wir losfahren, eine Bisonherde und wir müssen sogar stoppen, weil sie die Strasse überqueren wollen. Auf dem Weg zum Muncho Lake begegnen uns am Strassenrand noch einige süsse Stone Sheep, bevor wir unseren Rundwanderweg zu den Mineral Licks starten. Hier kann man gut Tiere beobachten, da diese hier häufig das mineralhaltige Gestein ablecken, leider hatten wir jedoch kein Glück. Den Abend haben wir auf einem schönen Campground direkt am Muncho Lake ausklingen lassen.
 

Vom Muncho Lake fahren wir weiter zum Summit Pass, dem höchsten Punkt auf dem Alaska Highway. Auf der Fahrt sehen wir erneut Stone Sheep am Strassenrand und sogar einige Caribous. Beim Summit Pass wandern wir auf dem Summit Peak Trail, auf welchem wir eine wunderschöne Aussicht über den Summit Lake und die umliegende Berglandschaft haben. Am Abend auf dem Camping direkt am Summit Lake können wir leichte Nordlichter am Himmel sehen. Auch wenn sie nur schwach sind, ist es eine wundervolle Erfahrung. Für uns geht es weiter nach Dawson Creek, gefühlt die erste grössere Stadt seit Anchorage. Wir nutzen die Gelegenheit, um einzukaufen, unsere Tanks zu füllen, Wäsche zu waschen und am Abend gehen wir in der Stadt einen Burger essen. Unser nächstes Ziel ist der Mount Robson Provincial Park, auf dem Weg dorthin machen wir einen Übernachtungsstopp am schönen McLeod Lake. Im Mount Robson Provincial Park beschliessen wir früh loszugehen für unsere Wanderung zum Kinney Lake. Das frühe Aufstehen hat sich auf jeden Fall gelohnt: der Blick auf den spiegelglatten Kinney Lake ist atemberaubend. Wir wandern noch weiter, bis der Trail leider aufgrund von Wartungsarbeiten geschlossen ist, und kehren dann wieder um. Nach knapp 30 km Wandern kommen wir erschöpft zurück zu unserem Campingplatz. Unsere Route führt uns weiter zum Jasper - und Banff Nationalpark. Leider wütete vor Kurzem ein schlimmer Waldbrand im Jasper Nationalpark, daher ist noch alles geschlossen und wir dürfen nur ohne Stop durch den Park hindurch fahren. Der Anblick der riesigen abgebrannten Waldflächen und teils auch einige Häuser ist eindrücklich. Auf der Durchfahrt sehen wir einige Wapiti Hirsche. Da wir nun nicht im Jasper Nationalpark verweilen können, bleiben wir länger im Banff. Im Banff Nationalpark haben wir zwei Wanderungen geplant, eine etwas kürzere zum Chephren Lake und eine beim Johnson Canyon zu den Ink Pots. Beim Johnston Canyon sehen wir schöne Wasserfälle und die Ink Pots, das sind Quellen, bei denen man direkt beobachten kann, wie das Wasser an die Oberfläche tritt, was sehr faszinierend ist. Natürlich besuchen wir auch den Lake Louise und den Moraine Lake, wir haben dafür den offiziellen Shuttlebus gebucht, der uns zu den Seen bringt. Trotz den vielen Touristen sind die Seen wunderschön und das Shuttle-System funktioniert einwandfrei. Der Moraine Lake gefällt uns besonders gut, da wir eine bezaubernde Aussicht in das Valley of the ten peaks haben. Die Stadt Banff und die umliegenden Seen erkunden wir mit einem gemieteten Fahrrad, was uns auch gefällt. Jedoch führen die Fahrradrouten hauptsächlich der Strasse entlang. 


Unsere Reise führt uns nach Banff weiter in den Yoho Nationalpark. Wir parken bei den Takawaka Falls, wo wir unsere Wanderung starten, auch wenn wir uns am Anfang verirren, erleben wir hier die abwechslungsreichste und wohl auch schönste Wanderung unserer Reise. Zu Beginn führt uns die Wanderung durch wundervolle Wälder mit Sicht auf verschiedene Wasserfälle, je höher wir ins Gebirge kommen, desto grossartiger wird die Aussicht über die Landschaft und die riesigen Gletscher. Schlussendlich sind wir fast 10 Stunden unterwegs und fallen am Abend tot müde ins Bett. Nach diesen Strapazen beschliessen wir einen ruhigen Tag auf dem Campingplatz im Mount Revelstoke Nationalpark einzulegen. Wir sitzen gemütlich an unserem Camping als plötzlich drei Schwarzbären direkt über die Strasse auf den Campingplatz laufen. Wir können der Bären-Mama und ihren zwei Jungen eine Weile beim Grasen zusehen, bis sie wieder abzotteln. Im Mount Revelstoke Nationalpark haben wir auch noch eine Wanderung geplant, bei der wir zum Lake Miller wandern, wo wir einen schönen Ausblick auf den See und die umliegenden, schon leicht mit Schnee bedeckten, Bergen haben. Wir fahren weiter Richtung Vancouver mit einem kurzen Zwischenstopp beim Lac le Jeune. Wir verbringen drei Tage in Vancouver, wobei wir etwas ausserhalb auf einem Stellplatz übernachten und jeweils mit dem ÖV in die Stadt fahren, was sehr einfach ist und immer problemlos funktioniert. In Vancouver schlendern wir durch die Strassen von Gastown und schauen uns die berühmte dampfbetriebene Uhr an, dann fahren wir in einem Glaslift zu einem Aussichtsturm hinauf, wo man über die ganze Stadt sieht. Oben gibt es sogar eine kurze Audiotour, die spannende Informationen über Vancouver erzählt. Den Abend lassen wir auf Grandville Island ausklingen, mit einer Mini- Fähre kann man auf die kleine Halbinsel rüberfahren, wo es viele Restaurants gibt. Am zweiten Tag mieten wir Fahrräder und erkunden so den Stanley Park, was auch sehr zu empfehlen ist. Von da aus hat man nochmals einen schönen Blick auf die Stadt und am Ufer kann man sogar einige Robben beobachten. Wir machen noch einen Ausflug zum Grouse Mountain bevor wir weiter nach Seattle fahren. Vom Grouse Mountain aus hat man einen schönen Weitblick und auf dem Berg gibt es ein Grizzly Gehege, in dem zwei gerettete Bären leben. Auf der Weiterfahrt in Richtung Seattle haben wir eine kleine Panne, wir müssen aufgrund eines Lochs im Reifen das Rad wechseln. Durch die schnelle Hilfe von Go North, die uns sofort eine Werkstatt in der Nähe suchen, verlieren wir zum Glück nicht allzu viel Zeit und kommen doch noch auf unserem Stellplatz in Seattle an. Auch hier sind wir ca. 30 Minuten ausserhalb der Stadt, doch hier sind die ÖV-Verbindungen nicht so gut wie in Vancouver und wir nehmen jeweils einen Uber in die Stadt. In Seattle verbringen wir noch zwei Tage. Eine Fahrt mit der Fähre nach Bainbridge Island ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert, man hat eine schöne Sicht auf die Skyline der Stadt und auf der Insel kann man gemütlich etwas trinken. In Seattle haben wir neben den Touristen-Attraktionen, wie der Space Needle und dem Chihuly Glas Garden auch die Ballard Locks besucht. Es war spannend die Schiffe beim Passieren der Schleusen zu beobachten. An einem Abend besuchen wir noch einen Hockey Match von den Seattle Kraken gegen die Vancouver Canucks, was ein grossartiges Erlebnis ist. Leider geht unsere sechswöchige Reise hier zu Ende. Es war eine unglaublich interessante und aufregende Zeit, mit viel Natur und Wildlife pur, die wir nie vergessen werden.