12.11.2024

Reisebericht | Capital Region USA

1. Tag: Anreise nach Washington
Über den Teich geht es mit United Airlines, einer der drei grossen Fluggesellschaften der USA. Der Flug war angenehm, insbesondere weil wir einen Sitz in der «Economy Plus» (nicht zu verwechseln mit «Premium Economy»!) mit mehr Beinfreiheit gebucht hatten. Der Aufpreis lohnt sich, insbesondere für grössere Menschen und verwöhnt mit wirklich mehr Platz als ein Sitz in der normalen Economy. 
Der Transfer in die Innenstadt dauert ca. 30 Minuten mit dem Auto/Taxi – ebenfalls möglich wäre eine Fahrt mit der Metro (die Silver Line fährt bis zum Flughafen), diese ist zwar günstiger, dauert aber auch etwas länger (ca. 1.5 Stunden). 


Angekommen in der Innenstadt beziehen wir unsere Zimmer im Washington Hilton. Das grosse Hotel ist gut gelegen – zum Dupont Circle sind es ca. 10 Minuten zu Fuss, zum Weissen Haus ca. 40 Minuten (oder 10-15 Minuten mit dem Bus) und auch das malerische Georgetown liegt ganz in der Nähe. Das Hotel selbst ist für ein 4*-Haus etwas in die Jahre gekommen, bietet jedoch einen hervorragenden Service (einige Mitarbeitende sind seit vielen Jahren angestellt) sowie den grössten Outdoor-Rooftop-Pool Washingtons. 


Etwas müde vom langen Anreisetag gehen wir am Abend noch etwas essen – es gibt Tacos, Corn Salad und Margaritas in der Mi Casa Taqueria nahe dem Dupont Circle.  


2. Tag: Washington, D.C.
Per E-Scooter schauen wir uns die Sehenswürdigkeiten D.C.’s an. Die beeindruckenden Monumente und Denkmäler entlang der National Mall sind ein Must-See für alle Besuchenden der Hauptstadt. Vom Weissen Haus über das hoch in den Himmel ragende Washington Monument und dem Kuppeldach des Capitol bis zu den Gedenkstätten zu Ehren von Thomas Jefferson, Martin Luther King Jr. oder Abraham Lincoln. Die National Mall ist sehr weitläufig und daher empfiehlt es sich, sie mit einem fahrbaren Untersatz wie einem Velo oder eben einem E-Scooter zu erkunden. Wir kommen rasch vorwärts und können, wo immer wir möchten, unkompliziert absteigen und die Sehenswürdigkeiten zu Fuss erkunden. 


Für eine Stärkung sorgt der anschliessende Drag Queen-Brunch im City Tap House. Ein grosses Buffet inklusive Mimosas – und dazu eine extravagante und bunte Show. Crystal Edge, Host des Brunches, führt durch den Event und kündigt insgesamt fünf verschiedene Drags an, welche die Bar mit ihren grossartigen Outfits und ausserordentlichen Tanzkünsten zum Beben bringen. Das Spektakel wird begleitet von lauter Musik, vielen leuchtenden Farben und nicht selten interagieren die Künstlerinnen gekonnt mit dem Publikum. Besonders am Wochenende finden in der Stadt diverse Drag-Shows statt, aufgrund der hohen Nachfrage und der begrenzten Platzzahl empfiehlt es sich, die Plätze schon im Voraus zu buchen. D.C. ist bekannt für seine grosse LGBTQIA+ Community und eng verbunden mit der queeren Geschichte und Kultur. Anlässlich dem 50-jährigen Jubiläum der Washington Pride findet im Frühling 2025 während drei Wochen die «WorldPride Washington D.C.» statt, begleitet von vielen kulturellen Events und Konzerten.

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Nachmittags brechen wir zum Nationals Park auf, dem Baseballstadion der Washington Nationals. Direkt angrenzend ans Stadion befinden sich viele Restaurants sowie der «Bullpen», eine Event-Location mit zahlreichen Bars, Grossleinwand und Live-Musik. Begleitet von Hot-Dogs bestaunen wir einige Home-Runs und sehen zu, wie die «Nats» gegen die Marlins aus Miami gewinnen. Baseball ist ein eher gemächlicher Sport und für viele Einheimische sind die Spiele ein Treffpunkt mit Bekannten und Familie. Die gesellige Stimmung lädt zum Plaudern, Essen und Verweilen ein. 

 

3. Tag: Washington D.C. und Weiterreise nach Charlottesville
In einem kleinen Café in Adams Morgan, dem Quartier direkt neben unserem Hotel, hole ich mir einen guten Kaffee und etwas zwischen die Zähne, bevor es ins Smithsonian’s National Air and Space Museum geht. Hier dreht sich, wie der Name schon sagt, alles um die Geschichte der Luft- und Raumfahrt. Von den frühen Flugversuchen der Gebrüder Wright, über die erste Fallschirmspringerin Georgia Brodwick und den legendären Ballon-Flieger Lawn-Chair-Larry bis hin zu allerlei spannenden Ausstellungsobjekten mit Fluggeräten aus verschiedenen Epochen. Highlights wie die ikonische «Destination Moon»-Ausstellung mit dem originalen Raumanzug Neil Armstrong’s sowie der Kommandokapsel von Apollo 11 und weiteren Artefakten wie Mond-Rovern und nicht zuletzt dem fantastischen Planetarium, finden sich in der zweiten Etage wieder. Die bedeutende Forschungs- und Bildungseinrichtung Smithsonian Institution betreibt 17 Einrichtungen in Washington sowie zwei weitere in New York City. Neben dem Air and Space Museum zählen sicherlich das Naturhistorische Museum, die Gallery of Art sowie das ziemlich neue National Museum of African American History and Culture zu den bedeutendsten Häusern. Der Eintritt ist für praktisch alle Smithsonian-Museen und -Einrichtungen kostenlos, Sie benötigen jedoch eine Reservation («Timed-Entry Pass»). 


Zum Abschluss des Aufenthalts in der Hauptstadt machen wir einen Abstecher in den Union Market District. Im alten Industriegebiet hinter dem Hauptbahnhof, zwischen dreckigen Gassen und stinkenden Hinterhöfen, wurde hier in den letzten Jahren einiges investiert und das Viertel neugestaltet. Entstanden ist ein Ort mit vielen unabhängigen Geschäften und Restaurants, grosse Ketten sind praktisch keine zu finden. Aufgewertet wurde das Viertel zudem mit «legalen Graffiti» - sogenannten «Murals». Bei der spannenden Walking Tour mit einem ansässigen Kunstgalerie-Kurator haben wir mehr über die Hintergründe und Kontroversen der verschiedenen Kunstwerke sowie des Viertels (Stichwort Gentrifizierung) erfahren. 


Gegen Nachmittag besteigen wir unseren Reisebus und lassen uns ins ca. 2.5 Stunden entfernte Charlottesville chauffieren, wo wir unser Revier im Kimpton Forum Hotel für die nächsten Tage beziehen. Das Hotel liegt am Rande des Universitäts-Geländes von Charlottesville und besticht mit einer wunderbaren Architektur, riesigem Garten und moderner Einrichtung. Zum wiederholten Mal bin ich beeindruckt von den stilvollen und einladenden Boutique-Hotels der Kimpton-Kette.   

4. Tag: Rund um Charlottesville / Albermarle County
Bevor wir zwei Tage lang mit Meetings mit verschiedensten Partnern aus der Capital Region beschäftigt sind, sehen wir uns heute die Umgebung von Charlottesville an. Diese hat – neben den nahegelegenen Blue Ridge Mountains und dem Shenandoah Nationalpark (ca. 30 Minuten Fahrt) – nämlich auch historisch einiges zu bieten. Zuerst besuchen wir Monticello, das ehemalige Landgut von Thomas Jefferson, dem 3. US-Präsidenten und Autor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Bei der geführten Tour sehen wir, wo und wie der Gründervater seine zahlreichen Gäste empfangen und betreut hat und erhalten Einblick in das Leben von damals. Ein genauso interessanter und wichtiger Teil des Besuchs ist die Geschichte der zahlreichen versklavten Menschen, welche auf der Plantage und im Haus selbst gefangen gehalten und zur Arbeit gezwungen wurden. Paradoxerweise hielt Jefferson, Verfasser der berühmten Worte «all men are created equal», zu seiner Lebzeit selbst über 600 versklavte Menschen und zeugte mehrere Kinder mit der Sklavin Sally Hemings. Neben einer Sonderausstellung zu ihrer Person gibt es weitere geführte Touren, die sich mit dem Leben der versklavten Bevölkerung auf Monticello und den dazugehörigen Plantagen beschäftigen. 


Direkt angrenzend an das Anwesen von Jefferson befindet sich ein etwas weniger berühmtes und imposantes, aber nicht minder interessantes Herrenhaus – dasjenige vom 5. US-Präsident James Monroe. Ein Teil des Gebäudes fiel einem Feuer zum Opfer und wurde erst vor kurzem wieder freigelegt, weitere archäologische Ausgrabungen finden aktuell statt. Mit den andauernden Entdeckungen kommen stetig neue Details zur Geschichte, der Behandlung und des Zusammenlebens der versklavten Personen, wie auch des Anwesens selbst, ans Licht. Hier wird sehr viel Wert darauf gelegt, die ganze Geschichte, inkl. jene der versklavten Bevölkerung, zu erzählen. Immerhin waren die Sklaven diejenigen, welche ständig auf dem Gelände wohnten und arbeiteten – als vielbeschäftigter Politiker war Monroe selber nur sporadisch vor Ort anzutreffen. Den Betreibenden der heutigen «James Monroe Highlands» ist es wichtig, eine möglichst vollständig aufgearbeitete und umfassende Geschichte zu erzählen. Das dunkle Kapitel aufzuarbeiten tut – insbesondere als weisse Menschen – weh und ist unangenehm, aber definitiv nötig und wichtig. Im Gegensatz zu Monticello, können sich Gäste hier frei bewegen und das ganze Anwesen selbst erkunden. 


Wer die oben beschriebenen Sehenswürdigkeiten besucht, wird früher oder später bei der Michie Tavern vorbeikommen – ein idealer Stopp für ein deftiges Mittagessen. Die Taverne serviert jeden Mittag ein traditionelles Southern Style Buffet mit Black-eyed Peas, Cole Slaw, Mashed Potatoes, Gravy, Fried Chicken, Smoked Pulled Pork und Cornbread (vegane und glutenfreie Optionen sind möglich). 
Zum Dessert fahren wir auf den Carter Mountain mit hauseigener Apfelplantage und verköstigen leckere Apple Cider Donuts. Die riesigen Kürbisse kündigen die nahende Halloween-Season an, wer möchte schnappt sich einen Korb und pflückt die gewünschten Äpfel gleich direkt von den Bäumen. 


Zurück in Charlottesville machen wir vor dem Abendessen einen Spaziergang über den direkt ans Kimpton Hotel angrenzenden Campus der University of Virginia. Die Stadt selbst hat ca. 40'000 Einwohner, dazu kommen über 25'000 Studierende der Universität. Wir sehen dem Lacrosse Team beim Training zu und besuchen das von Thomas Jefferson – welcher die Universität übrigens auch gründete – entworfene «Rotunda», das Herzstück der Universität. 


5. & 6. Tag: Messe Global Travel Exchange
Die nächsten zwei Tage stehen voll und ganz im Zeichen des Austauschs mit Vertretenden von lokalen Tourismusbüros, Attraktionen und Tourenanbietern. Wir lernen viel Neues kennen – von charmanten Kleinstädten und unterschiedlichsten Unterkünften von schnuckligen BnB’s bis zu grossen Resorts, naturverbundenen Aktivitäten wie Wandern oder Radfahren im Shenandoah Gebiet oder entlang alten Handelskanälen, über Kayak-Touren in der Chesapeake Bay und wilden Küstenponys in Maryland bis zu historischen Sehenswürdigkeiten in Zusammenhang mit dem amerikanischen Bürgerkrieg oder der Civil Rights Bewegung. 


7. Tag: – Weiterreise nach Baltimore
Nach intensiven Messetagen brechen wir zeitig in Richtung Charlottesville Bahnhof auf, um den Amtrak-Zug nach Baltimore zu erwischen. Scheinbar etwas überfordert mit der grossen Gruppe inklusive Koffern, hilft uns der Zugbegleiter aber mit Händen und Füssen beim Einstieg, welcher recht hoch oben ist (in den grösseren/moderneren Bahnhöfen ist der Einstieg ebenerdig, an kleineren Bahnhöfen muss aber ein ordentlicher Schritt gemacht werden, um in den Zug zu kommen). An Bord läuft danach alles wie am Schnürchen – wir reisen in der Coach Class und haben freie Platzwahl, davon gibt’s noch genügend. Jeweils am Anfang und am Ende des Wagens gibt es 4er-Abteile, welche für Gruppen ab 3 Personen reserviert sind, der Rest der Sitze ist in 2er-Abteile gegliedert. Die Plätze bieten (ausser die 4er-Abteile, diese sind ziemlich eng) sehr viel Beinfreiheit und sind komfortabel. Auch das Bordbistro glänzt mit einer grossen Auswahl an Speisen und Getränken zu wirklich fairen Preisen.  


Angekommen in der grössten Stadt Marylands gibt’s erstmal einen Imbiss bei Miss Shirley’s – eine ikonische Brunch-Kette mit 4 Lokalen (3 davon in Baltimore, 1 in Annapolis). Wir bestellen Chicken & Waffles, Cuban Sandwich oder Southern Slammers (es gibt übrigens auch eine grosse vegane Auswahl sowie einige leckere «Mornin’ Cocktails»). 


In der grössten Touristenattraktion Marylands gibt es einiges zu sehen – von einem grossen Haifisch-Becken über interessante Nachbildungen von Küsten- und Flussgebieten der USA sowie Australiens, Korallenriffen und Quallen bis hin zu einem Rochen-Streichelbecken und einem tropischen Regenwald ganz zuoberst im Gebäude. Das Aquarium hält auch Delfine, mit welchen bis vor einigen Jahren regelmässig Shows gezeigt wurden. Diese Shows wurden inzwischen gestoppt und das Aquarium bemüht sich bei der Suche nach einem geeigneten Schutzgebiet, um die Tümmler wieder in freie Wildbahn zu bringen. Das National Aquarium ist eine Non-Profit Organisation und hat sich auf die Fahne geschrieben, die dringenden Probleme, mit welchen sich Ozeane, Küsten- und Unterwasserlandschaften weltweit zunehmend konfrontiert sehen, mit Wissenschaft, Naturschutz und Bildungsprogrammen anzugehen. So betreibt das Aquarium unter anderem eine Auffangstation für verletzte Seehunde, Schildkröten oder Delfine und setzt sich für den Schutz der lokalen Chesapeake Bay ein. Die neuste Attraktion ist demnach eine Nachbildung der «Wetlands», den Salzwassersümpfen, von welchen Baltimores Hafen bis vor hunderten Jahren umgeben war. Diese sind öffentlich und kostenlos zugänglich, sie befinden sich direkt neben dem Aquarium. 


Als nächstes werden wir von der Crew des Segelschiffs «Pride of Baltimore II» in Empfang genommen. Die Nachbildung der einstigen «Pride of Baltimore», welche 1986 gesunken ist, wird für verschiedenes genutzt und hat schon mehr als 200 Häfen in 40 Ländern angelaufen. Beeindruckt sehen wir dabei zu, wie die Crew in schwindelerregenden Höhen die Segel von Hand setzt – im einstigen «Nest of Pirates», wie Baltimore zu früherer Zeit gern genannt wurde, kommen nun definitiv Seefahrts-Gefühle auf. Während wir auf dem Patapsco River an Fell’s Point, Mr. Trash Wheel, Fort McHenry oder den Headquarters von «Under Armour» vorbeituckern, staunen wir über das riesige Hafengelände und sehen in der Ferne die im Frühling 2024 eingestürzte Francis Scott Key Bridge. 


Zum Abendessen gehen wir nach Fell’s Point, einem der ältesten Viertel Baltimore’s. Direkt am Wasser gelegen, hat diese lebhafte Nachbarschaft eine reiche maritime Geschichte. Viele Einwandernde aus der ganzen Welt kamen hier an, was sich auch heute noch im multikultirellen Charakter des Viertels widerspiegelt – mit Little Italy sowie einer grossen lateinamerikanischen Community in Upper Fell’s Point (zum Essen gibt's daher passenderweise Tacos). Gerade hier sehen wir viele rote Backsteinhäuser und Strassen mit Kopfsteinpflaster, typisch für Baltimore. 


Bevor wir ins Bett fallen, überrascht uns unser Hotel «Ulysses» mit ausgefallener Einrichtung wie Leoparden-Print-Teppich, bequemen Himmelbetten und extravaganten Badezimmern mit Schachbrettmuster-Fliesen. Das Boutique-Hotel ist sicherlich etwas Besonderes und wird in unserer Reisegruppe heiss diskutiert – «Either you love it or you hate it» kommen wir zum Schluss. Ich persönlich fand den Aufenthalt sehr angenehm und habe mich gefreut, neben den ansonsten modernen und durchgestylten Hotels mal etwas anderes und Spezielleres zu sehen. 
 

8. Tag: Havre-de-Grace
Heute verlassen wir Baltimore für einen Tag und machen einen Ausflug nach Havre-de-Grace am Ende der Chesapeake Bay und der Mündung des Susquehanna Rivers in die grosse Bucht. Es geht gleich richtig authentisch los, wir statten dem Decoy-Museum einen Besuch ab. Decoys, zu Deutsch «Lockvögel» oder «Köder», wurden früher für die Jagd genutzt. Es handelt sich dabei um massstabsgetreue Holz-Enten oder -Gänse, welche mit dem Boot aufs Wasser transportiert und in Gruppen aufgestellt wurden. Dies mit dem Ziel, andere Vögel anzulocken, welche wegen den Attrappen das Gefühl haben, eine fressende Gruppe Tiere zu sehen. Heutzutage werden die Lockvögel nicht mehr benutzt, sie sind vor allem bei Sammelnden beliebt und Havre-de-Grace – als selbsternannte «Decoy Capital of the World» - hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Kunsthandwerk für kommende Generationen zu erhalten. Im kleinen Museum lernen wir über die Geschichte der Decoys und die Entwicklung der Jagd, sehen Kollektionen von diversen Künstlern und erhalten am Ende im Giftshop sogar noch einen «Duck-Caller», eine Locktröte für Enten (ich werde sie wohl eher zum Enten füttern, als zum Jagen benutzen… :)). 


Bevor es noch mehr Decoy-Action gibt, machen wir Halt im maritimen Museum von Havre-de-Grace. Hier gibt es viel Interessantes über die maritime Geschichte der Region zu entdecken, von der früheren Eisgewinnung (mittlerweile friert die Bucht aufgrund des Klimawandels praktisch nie mehr zu) über Seefahrtsgeschichte und verschiedenen Booten bis hin zu einer Ausstellung über das indigene Volk dieser Region, den Susquehannock. Auch der Underground Railroad, dem Fluchtnetzwerk für versklavte Personen, wird ein Teil des Museums gewidmet. Aufgrund seiner Lage war Havre-de-Grace ein wichtiger Knotenpunkt dieses Netzwerkes. 


Nach einem kurzen Besuch beim Concord Point Lighthouse biegen wir in die Einfahrt von Charles Jobes’ Einfamilienhaus. Charles wohnt seit eh und je in Havre-de-Grace und hat im Alter von 7 Jahren das Schnitzen der Holzenten von seinem Vater erlernt. Seither widmet er sich vollkommen dem Decoy-Handwerk. In der Werkstatt in seinem «Backyard» zeigt er uns Schritt für Schritt, wie so ein Enten-Lockvogel entsteht und schnitzt mit beeindruckender Genauigkeit verschiedene Entenrassen. Definitiv ein spezielles Erlebnis, das kaum authentischer sein könnte. 


Das Mittagessen verköstigen wir im Coakley’s Pub, einer lokalen Institution mit einer vielfältigen Karte. Natürlich darf die Spezialität der Chesapeake Bay, Maryland Blue Crabs, nicht fehlen. Austern gehören ebenfalls zu den lokalen Klassikern, diese lassen wir heute aber aus. 


Am Nachmittag sehen wir uns den netten kleinen Ortskern von Havre-de-Grace an, kleine Boutiquen, Kunstgalerien oder typisch amerikanische Comic-Shops laden zum Shopping ein. Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir zum Ende unserer Maryland-Tour, die Hopkins Farm Brewery, eine kleine Brauerei auf einer über 100-jährigen Familienfarm. Die experimentierfreudige Familie präsentiert uns eine grosse Auswahl an verschiedenen Biersorten, von Lager und Pils über Amber bis hin zu dunklen Varianten sowie saisonalen Spezialitäten wie zum Beispiel ein «Pumpkin Spice Porter». Wir dürfen selbst einen Blick in die kleine Brauerei werfen und geniessen nachher die grosszügige Terrasse und die nachmittägliche Sonne. Nach einer kurzen Partie Cornhole geht’s zurück nach Baltimore. 


Zum Abschluss gibt es ein Dinner im Topside Rooftop-Restaurant mit fantastischem Ausblick auf die Stadt und das Washington Monument von Baltimore (übrigens das «Original», jenes in Washington wurde erst später gebaut). Nach dem Essen im obersten Stock geht’s direkt runter in den Keller, denn hier befindet sich eine versteckte Speakeasy-Bar. Mit ein paar geheimen Kniffen an der Juke-Box wird uns Einlass in die Hinterstube gewährt, definitiv ein tolles Erlebnis! 


9. Tag: Baltimore und Rückreise 
Vor dem Rücktransfer nach Washington Dulles, erhalten wir noch Lektionen in Geschichte und Kunst. Zuerst besuchen wir das Fort McHenry. Während dem amerikanisch-britischen Krieg wurde das Militärfort 1814 von der britischen Royal Navy bombardiert und hat damit Legendenstatus erreicht. So wurde einerseits die (dazumal) neuste Flagge gehisst, gleichzeitig wurde vom Augenzeugen Francis Scott Key ein Gedicht zur überstandenen Schlacht verfasst. Dieses ist heute als die amerikanische Nationalhymne «The Star-Spangled Banner» weltbekannt. Das abschliessende Walters Art Museum gehört zu den bedeutendsten Museen der Region und schafft Verbindungen zwischen Menschen und Kunst aus Kulturen auf der ganzen Welt und umfasst sieben Jahrtausende, auch eine Fälschung der berühmten Mona Lisa gibt’s zu sehen! Nach eindrucksvollen und lehrreichen Tagen geht die Reise mit United zurück nach Zürich.