9. Teil | Bärenbeobachtung

REISEBERICHT - Auf der Kenai Halbinsel nehmen Nicole und Michael an einer unvergesslichen Bärenbeobachtung teil!

REISEBERICHT - Unsere Mitarbeiterin Nicole Rohrer bereist mit dem Camper den Nordamerikanischen Kontinent von Juni bis September 2018 und ist momentan in Alaska auf der Kenai Halbinsel unterwegs...

Teil 9: Kenai & Bärenbeobachtung, Alaska

Die Region um den Turnagain Arm beschäftigte uns als nächstes. Die Strasse führt mit den Zugschienen parallel am Meer entlang, oder eben dem Turnagain Arm. Es gibt einige Plätze wo man gut halten kann um die Aussicht zu geniessen, oder sogar Belugawale beobachten zu können. Es gibt auch einige Wanderungen welche man unternehmen kann. Wir entschieden uns für eine wo wir etwas Aussicht von weiter oben hatten. Das Wetter zeigte ab und zu etwas Gnade und liess uns etwas Vitamin D tanken.

Die Frau aus dem Visitor Center in Anchorage hatte uns noch eine Wanderung empfohlen. Michu war sofort begeistert, den das Bild zur Beschreibung des Trails zeigt eine kleine Seilbahn, gross genug für 2 Personen und zwar ohne Antrieb, heisst man muss sich selber über den darunter liegenden Fluss ziehen. Das war etwas anstrengend und abenteuerlich, hat uns aber viel Spass bereitet. Nun war es doch schon etwas später als gedacht und wir machten uns noch weiter auf den Weg in Richtung Homer wo uns unser nächstes Abenteuer erwartete.

Unsere Strecke verläuft dem Seward Highway entlang bis zur Kreuzung nach Seward und Homer, hier wechseln wir auf den Sterling Highway nach Homer. Eine weitere Kreuzung trennt uns kurz vom Sterling Highway, und zwar in Soldotna wo wir noch einen kurzen Abstecher nach Kenai machen und einen lokalen Markt besuchen. Vielerlei wird angeboten, Seifen und Cremes, Holzbasteleien, Früchte, Holzspielzeuge sowie ein Foodstand mit Hot Dogs und Bier. Wir schlenderten über den Markt und fahren dann an der Küstenstrasse runter bis nach Homer wo wir als Erstes gleich den Campground aufgesucht und für zwei Nächte gebucht haben. Da sich in Homer am Wochenende auch viele Einheimischen befinden, sind die Campingplätze meist ausgebucht und eine frühzeitige Buchung empfehlenswert. Am Abend ging es noch zum Abendessen in die „Fat Olive“ und gemütlich liessen wir den Abend ausklingen.
 

Erster voller Tag in Homer. Was können wir heute alles unternehmen? Nun, wir fahren als erstes gleich zum Homer Spit. Dies ist eine schmale Landzunge die vom Festland ins Meer ragt. Auch ein grosser Hafen findet darin Platz. Wir stellen unseren Truck Camper auf einen Parkplatz, schlendern ein wenig dem Strand entlang, beobachten die Fischer am Spit und suchen danach ein Wassertaxi auf welches Touren und Fahrten per Boot anbietet. Knapp 1 Stunde später sind wir schon mit dem Boot unterwegs von Homer nach Halibut Cove zum Glacier Spit Trailhead.
 

Mit dem Boot ging es ca. 30min bis in die Halibut Cove. Unterwegs bestaunten wir Seeotter, diverse Vögel, u.a. Papageitaucher und Möwen, bevor wir von Bord gehen. Das war aber keine gewohnte Situation. Unser Boot fuhr so nahe an den steinigen Strand wie es konnte. Hier koppelte es an ein zweites Boot an welches bei der Front einen Steg mit sich führte, diesen zu Wasser liess und uns somit ohne nasse Füsse aussteigen liess. Etwas mulmig wurde es uns schon, hier ist weit und breit nichts. Nur Wasser und die Wildnis mit Bäumen, Gräser und ein paar Trails sowie Backcountry Zeltübernachtungsmöglichkeiten mit Bärenboxen und Plumpsklos. Uns blieben jetzt also 3.5 Stunden für den Glacier Lake Trail welcher aber noch einen Abstecher zum Grewingk Glacier und Lake erlaubte, bevor wir beim Trailhead vom Saddle Trail wieder ins Boot steigen konnten. Die Wanderung dorthin startete zuerst am Strand entlang, danach durch den Wald. Das Wetter schlug zum Glück etwas um und wir hatten an der Sonne doch etwas warm bis wir den Gletschersee erreicht hatten. Hier herrschte arger Wind. Wir genossen trotzdem unseren Lunch und die Eisberge. Wir waren sehr rasch unterwegs und erreichten das Ende früh genug um uns noch in der Sonne etwas auszuruhen.
 

Kaum zurück erkundeten wir noch etwas den Homer Spit, wo es etliche Souvenirläden, Fischer und Restaurants hat bevor wir uns auf den Weg zurück auf unseren Campingplatz machen. Zurück beim Camping mussten wir leider feststellen, dass sich jemand unsere Leveler, das sind quasi Legobausteine die aufeinander getürmt werden können um mit dem gewünschten Rad die Schieflage des Campers zu korrigieren, mitgenommen hatte... das trockene Feuerholz welches wir unter dem Tisch liessen war zum Glück noch da.
 


Der Wecker klingelte um 5 Uhr morgens und wie zwei Zombies stiegen wir aus dem Bett und assen Frühstück bevor es zum Flughafen ging. Nein, wir fliegen nicht nach Hause und wir haben auch kein Flugzeug gekauft. Wir machten eine Bärenbeobachtungstour. Voller Energie und Vorfreude betreten wir das Büro oberhalb des Hangars wo wir um 6 Uhr eintreffen mussten. Enttäuschend schauen uns zwei Frauen an und teilten uns mit, dass der Flug noch nicht durchgeführt werden kann, da das Wetter noch zu schlecht ist. Wir sollten um 9:30 Uhr zurückkommen, dann sollte es besser sein.
Wir fühlten uns doch etwas niedergeschlagen, nutzten aber die gewonnene Schlafenszeit und gingen um Punkt 9:30 Uhr wieder ins Büro wo wir weitere Gäste und lachende Gesichter antrafen. Heute führte uns unser Weg per Buschflugzeug entweder zum Lake Clark NP oder Katmai NP, je nach Wetter und Bärenaktivität. Nach einer kurzen Instruktion, einem Safety Video und dem anziehen unserer Regenhosen samt Gummistiefel machen wir uns auf zu unserem Flugzeug, eine Cessna 176, welche Platz bietet für 4 Personen inkl. Pilot.
 

Um etwa 11 Uhr starteten wir also mit unserem Pilot / Guide los in Richtung Lake Clark NP. Wir flogen eher tief und langsam, somit konnten wir unsere Umgebung auskundschaften. Nach ca. 1 Stunde landeten wir auf dem Sand direkt am Strand. Joe, unser Guide, hatte für uns aus der Luft ein paar Bären ausfindig gemacht welche wir von da an zu Fuss aufsuchten.
Der erste Bär hatte bereits ein paar staunende Besucher gehabt, geschätzt mit etwa 5 Meter Abstand. Voller Adrenalin und ein wenig nervös beobachteten wir den Bären, machten unglaublich viele Fotos. Da war auch noch eine Mutter mit ihren zwei Jungen. Und da standen wir, knappe 5 Meter von den Bären entfernt, ein unglaubliches Gefühl!

Der erste Bär frisst sich gemütlich durch die Wiese, die Mama mit ihren Kleinen liegen einfach im Gras und lassen uns an diesem Moment teilhaben. Wir beobachten die Bären, machen viele Fotos und Joe erklärt uns alles über die Bären und ihre Natur. Das Teleobjektiv hatte sich absolut gelohnt.

Die Bären hier sind aber etwas anders als alle anderen Bären. Hier wird der Mensch nicht als Gefahr oder mit Fisch und sonstigem Essen in Verbindung gebracht. Solange niemand rennt, hastige Bewegungen macht und die Bären nicht erschreckt passiert absolut gar nichts. Wir blieben als Gruppe zusammen und wirkten so grösser und stärker. Doch Joe kitzelte es unter seiner Pilotenkappe. Er wollte mit uns noch ein anderes Gebiet aufsuchen Wir gingen also zurück zum Flieger, hebten kurz ab und landeten ein paar Minuten später wieder am nächsten Strand.

Wir machten uns auf die Suche nach den Bären welche Joe aus der Luft gesehen hatte. Leider müssen diese Bären wohl eine schlechte Erfahrung mit Menschen gemacht haben, eine Mutter mit ihrem Kleinen rannte gleich davon. Wir marschierten also weiter den Bärenpfaden entlang und entdeckten einen riesigen Braunbären. Ein Fluss trennte uns noch von ihm, wir knieten uns aber kurz beim Ufer hin als uns der Bär entdeckte. Nach ein paar stechenden Blicken legte sich der Bär aber gemütlich hin, Joe interpretierte dies als gutes Zeichen und wir wateten durch den Fluss ans andere Ufer wo sich der Bär wieder umsah um zu wissen wo wir steckten. Ich dachte ja zuerst noch, zum Glück ist da noch der Fluss zwischen uns, aber nein, wir überqueren den Fluss, um etwas näher am Bären zu sein. Es war ein unglaubliches Gefühl! Auch hier knieten wir uns hin und der Bär fühlte sich wohl. Wir knipsten wieder was das Zeug hält, beobachteten seine Bewegungen und genossen die Gegenwart dieses grossen Bären. Der Bär präsentierte sich nochmals stolz bevor er sich weiter aufmachte.
 


Die Zeit verging wie im Flug, glücklich und voller neuer Eindrücke liefen wir zurück zum Flieger der einsam und alleine am Ufer auf uns wartete. Dies waren unvergessliche Momente mit den Bären, etwas das wir nie vergessen werden!