7. Teil | McCarthy & Valdez

REISEBERICHT - Welcome to Alaska! Im hohen Norden angekommen geht die Reise über McCarthy bis an die Küste nach Valdez.

REISEBERICHT - Unsere Mitarbeiterin Nicole Rohrer bereist mit dem Camper den Nordamerikanischen Kontinent von Juni bis September 2018 und ist momentan in Alaska von McCarthy nach Valdez unterwegs...

 

Teil 7: Von McCarthy bis Valdez, Alaska

Wir überqueren nun die Grenze und finden uns im US-Staat Alaska wieder. Voller Freude haben wir wie verrückt vor dem „Welcome to Alaska“-Schild Fotos geschossen.

Das Erste was wir in Alaska bewunderten war das Tetlin National Wildlife Refuge. Eine nahezu unendliche Weite mit Bergen, Bäumen und Seen. Wir wollten gleich im ersten Visitor Center uns über die Region und die naheliegenden Campgrounds informieren. Allerdings hat das Center vorzeitig Feierabend gemacht, wir vermuten aufgrund dem wunderschönen Wetter. Die Aussicht von der Terrasse liessen wir uns aber nicht nehmen sowie eine gratis Zeitschrift der Gegend, wo auch die Campingplätze eingezeichnet sind.

Wir folgten weiter der Strasse, stoppten bei möglichen Trails und genossen einen gemütlichen Rundweg welcher uns auch gleich über die Flora und Fauna informierte. Ein paar Mückenstiche später befanden wir uns wieder auf der Strasse auf der Suche nach unserem Gratis Campground. Das Tetlin Wildlife Refuge hat zwei gratis Campgrounds, einer sogar mit Feuerholz und Kanus für welchen wir uns auch entschieden. Auf dem Campground nutzten wir also die Kanus und liessen uns von einem Reisenden aus Quebec die Technik des Kanufahrens erklären. Nach ein paar Startschwierigkeiten machte es dennoch richtig Spass und wir genossen so den Abend.

Das Wetter schlug um und wir fuhren ein paar Meilen weiter nach Tok. Da das Wetter nicht mitspielte erledigten wir Dinge die sich gerade anboten: Tanken, Dumpen, Auto waschen, Einkaufen und Duschen. Ein paar Meilen später, und nun nicht mehr auf dem Alaska Highway sondern auf dem Tok Cutt off, erreichten wir auch schon unseren nächsten Campground in Alaska etwas ausserhalb von Tok.

Leider liessen die Wolken noch immer nicht nach und es scheint gleich wieder los zu regnen. Wir fahren weiter in Richtung McCarthy/Kennicott im Wrangell-St. Elias National Park & Preserve, dem grössten Nationalpark in Nordamerika. Wir haben uns noch etwas über die Strasse und Campingplätze in McCarthy beim Visitor Center am Weg informiert, bevor wir in Chitina auf einem Campingplatz den Tag ausklingen liessen.

Los ging die Fahrt auf dem McCarthy Highway. 60 Meilen Schotterstrasse, zumindest der grösste Teil davon. Wettertechnisch haben wir nun eine Beförderung erhalten, weniger nass und grau, mehr Sonne und blau. Auf dem Weg dorthin legten wir eine CD ein welche im Visitor Center gratis zur Verfügung steht, sie erzählt in 10 Stücken Details über die Landschaft, Geschichte und Sehenswürdigkeiten auf der Strecke.

Die Strecke raubte uns den Atem. Sie führt durch Wälder, spiegelnde Seen und an historischen Brücken vorbei. Zusätzlich erhielten wir Blicke auf Berge, Gletscher und Überbleibsel aus vergangenen Tagen wie die Gilahina Trestle, einer alten Zugbrücke die zu einem Teil noch steht und über den Gilahina Fluss fliesst welcher der Brücke den Namen gab.

Ungefähr dreieinhalb Stunden benötigten wir für die Fahrt und einen Viertel unseres Benzintanks. Den angebrochenen Nachmittag verbrachten wir als erstes mit einem Shuttlebus nach Kennicott, der Minenstadt. Kurzfristig entschieden wir uns für eine geführte Tour um näheres über den Ort, seine Geschichte und natürlich der Mine zu erfahren. Unser sehr enthusiastischer Guide „David“ legte los und bis zum Schluss benötigen wir für die Tour gute 3 Stunden. Zuerst erzählte uns David etwas über die Geschichte von Alaska und wie dieser Ort in den Bergen entdeckt wurde. Alaska wurde von den Russen für 7.2 Mio. Dollar den USA abgekauft im Jahre 1867. 1885 startete die erste Expedition durch Alaska. Die Truppe verstand sich schnell mit den Eingeborenen und machte sich auf die Suche nach Bodenschätzen. Fündig wurden Sie im heutigen Kennicott.

Ein Mister Burch liess dann im Jahr 1907 eine Eisenbahn von Kennicott nach Cordova bauen (1907 bis 1911). Von da an wurde das Minengebäude und die erste Mine erbaut. Bis 1938 wurde hier Erz, Kupfer und Silber aus insgesamt 3 Mienen geschürft und einen Umsatz von 200‘000 Mio. Dollar erziehlt. Aus dem gewonnen Erz konnte 85% ausgebeutet werden. Ein sehr hoher Anteil, aber für Mister Burch zu wenig. Er entwickelte noch zwei Methoden für die Verarbeitung und erreichte somit 95%. Einige Gebäude können auch auf eigene Faust ausgekundschaftet werden. Doch in das Bergwerksgebäude hat man nur mit einer Tour zutritt. Die Gletschermoräne, welche einem als erstes ins Auge sticht, sieht schon fast surreal aus. Es ist schwierig sich vorzustellen, dass 1911 der Gletscher hier bei den Minengebäuden, wo nun die Moräne ist, 91m hoch war!

Am nächsten Tag haben wir uns die Gegend rund um die Bergwerksgebäude etwas angesehen. Zu Fuss liefen wir circa eine Meile bis nach McCarthy. Ein kleines Dorf zwischen unserem Campingplatz und Kennicott. Beide Dörfer leben heute durch den Tourismus. Von hier aus nehmen wir dann doch wieder den Shuttlebus für die Strecke von 4.5 Meilen bis zum Ende der fahrbaren Strasse. Die beiden Dörfer können von Touristen nicht mit dem Auto befahren werden. Am Ende der McCarthy Road kommt ein Fluss mit einer Fussgängerbrücke. Somit heisst es zu Fuss oder mit dem Shuttlebus des Park Services weiter.

Wir wandern den gemütlichen Root Glacier Trail welcher uns durch Kennecott führt bis zur Gletscherzunge des Root Gletschers. Mitten auf dem Weg, 20 Meter von uns entfernt nähert sich uns plötzlich ein brauner Schwarzbär auf dem Trail. Ein Ausweichen ohne Komplikationen schliessen wir aus. Wir machen uns gross und erheben unsere Stimmen. Zum guten Glück wendete der Bär sich ab vom Trail, wir hören ihn durchs Gebüsch an uns vorbei ziehen. Wir stehen noch da, mit dem Bärenspray in der Hand horchen dem Geräusch der Gebüsche wo sich der Bär nun aufhält. Laut miteinander sprechend setzten wir unsere Wanderung fort.

Wir werden begleitet von immer schönerem Wetter und wirklich tollen Ausblicken. Berge, Moränen und Gletscher, rundum. Wir können sogar bis auf den Gletscher laufen. Es war wirklich faszinierend und eindrücklich.

Es gibt einiges was man in Kennicott unternehmen kann, wie z.B. eine Gletscher- und Eishöhlenwanderung oder eine Minenwanderung, Eisklettern, sowie Rafting und Rundflüge.

Wir verlassen den Wrangell St. Elias NP und fahren in Richtung Süden auf dem Richardson Highway nach Valdez. Valdez, auch Little Switzerland genannt, hat 5 Gletscher welche man besichtigen kann. Worthington Glacier ist vom Highway aus am besten sichtbar, noch vor der Stadt. Dort kann man gleich eine tolle ca. 2-stündige Gratwanderung hoch zum Gletscher machen. Der Trail zeigt sich beinahe von unten bis oben von seiner schönsten, und gleichzeitig von seiner härtesten Seite, es geht nämlich fast alles steil nach oben, teile davon extrem steil und links wie rechts gehts steil nach unten. Aber ein paar Wasserpausen und Sprüche wie: „Ooooooh man simer ändlech dobe?“ später haben wir den Gletscher erreicht und bewundern diese wieder einmalige Aussicht.

Danach kommt man über den Thompson Pass nach Valdez. Wir sind ziemlich erstaunt, als wir herausfinden, dass der Pass nur 855 m.ü.M ist, und es im Winter eine durchschnittliche Schneefallmenge von 1400cm hat! Die Kulisse der Berge, Wälder, Seen und vor allem der Wasserfälle auf der Fahrt nach Valdez hinein ist traumhaft.

Wir machen uns erst einmal auf um einen Campingplatz ausfindig zu machen. Schnell werden wir fündig und entscheiden uns für einen Campingplatz mit Duschen und Waschmaschinen. Ein wenig Luxus darf mal sein. Das Wetter ist ein Traum, strahlender Sonnenschein und blauer Himmel.

Die Gletscher haben es uns angetan, und somit erkunden wir auch gleich den Valdez Glacier. Dieser kann mit dem eigenen Fahrzeug angefahren werden. Auf dem See sind einige Eisberge vorhanden, doch der eigentliche Gletscher ist schon einiges weiter hinten. Da kommt man nur per Kayak hin.

Valdez ist auf jeden Fall ein guter Ort für Fischer. Entweder mit der eigenen oder gemieteten Angel am Ufer der Dayville Road, oder man chartert ein Boot und geht raus. Als wir da waren, war gerade Pink Salmon Season. Wir haben uns bei der Dayville Road ans Ufer gesetzt und konnten beinahe stundenlang den Hobbyfischern zuschauen wie diese einen Fisch nach dem anderen rausgezogen haben. Von Klein bis Gross, mit Hund, ob die ganze Familie oder ein einzelner Fischer, schön nebeneinander gereiht stehen sie alle am Ufer und wollen den grössten und schwersten Fisch rausziehen. Sehr spannend war gleich nebenan die Selfguided Walkingtour der Lachs-Brüterei. Diese Tour ist gratis und für jedermann zugänglich. Wo so viele Fische sind, sind die anderen Tiere natürlich auch nicht weit weg, nebst vielen Möwen sahen und hörten wir einige Seelöwen, Weisskopfseeadler und Bären sind natürlich auch immer mal wieder dort unterwegs.

Rund um und mitten in Valdez gibt es auch einige Wanderungen zu unternehmen. Wir haben eine Wanderung oberhalb der Lachs Brüterei zu einem Stausee gemacht, wo wir auf dem Weg zu einem Aussichtspunkt noch einem Schwarzbären begegnet sind. Zum dritten Gletscher in Valdez, dem Shoup Glacier, kann man wandern oder eine Kayaktour machen.

Wir haben uns jedoch für eine ganztags Kayaktour zum Columbia Glacier entschieden. Zu diesem gibt es auch eine Wal- und Gletschertour per Boot. Für uns ging es also auch erstmals für gute zwei Stunden aufs Boot, bevor es mit den Kayaks los ging. Wir hatten einen Glückstag wie es die Guides nannten, der Weg war frei bis zu den Gletscherzungen, was selten der Fall ist. Wenn zu viele Eisberge den Weg blockieren, können die Schiffe nicht bis zu den Gletscherzungen fahren. Dann wird zwischen den grossen Eisbergen gepaddelt, was sicher auch viel Spass macht. Wir hatten also das Glück weiter hinein zu fahren. Als wir dann die Kayaks vom Boot geladen, all unsere Sachen in den Kayaks verstaut waren und wir letzte Anweisungen von Dina, unserem Guide, erhalten hatten, ging es los mit paddeln. Wir sind gute 4 Stunden gepaddelt plus einer Stunde Mittagessen in der Mitte. Es war ein wunderbarer Tag. Mit einem Kayak so lautlos durch diese Gletscherlandschaft zu paddeln und das grollen zu hören wenn der Gletscher kalbte, war ein einmaliges und unglaubliches Erlebnis. Für uns wirkten die Gletscherzungen schon sehr nahe, obwohl diese noch 8km entfernt waren.

Wieder zurück im Hafen gibt es mehrere Essensmöglichkeiten, wir haben uns im Restaurant „The Fat Mermaid“ ein Lachs und Heilbutt Basket geteilt. Zu Fuss kann man so gut wie alles in Valdez erreichen. Am Abend noch einen Spaziergang am Hafen, noch ein leckeres Eiscreme essen oder den Fischern zusehen wie sie die Lachse filetieren. Wir haben in Valdez mal wieder unseren Kühlschrank etwas aufgestockt, unsere Gasflaschen aufgefüllt und die Wäsche gewaschen.

Das Wetter in Valdez hat uns immer wieder aufs Neue überrascht. Am Morgen alles dicht bewölkt und voller Nebel, am Mittag klärte es auf und dann wurde es ein strahlend schöner Tag. So auch auf unserer letzten Tour in Valdez, der 9 stündigen Wal- und Gletschertour zum Meares Glacier. Bei dieser Tour ist es sicher dass man zu der Gletscherzunge hinfahren kann. Der Columbia Gletscher ist auch der Gletscher welcher zurückgeht, wohingegen der Meares Gletscher angefangen hat zu wachsen, und der Shoup Gletscher in den letzten Jahren gleich geblieben ist. Die Fahrt bis zum Gletscher geht durch Inselpassagen, an Fischerbooten und Seeottern vorbei. Der Himmel beginnt gut 1,5 Stunden nach Abfahrt langsam aufzuhellen. Nach einem leckeren Mittagessen erreichen wir den beeindruckenden Meares Gletscher. Einfach unglaublich was die Natur alles zu Stande bringt. Wir verweilen fast 30 Minuten ca. 600m vom Gletscher entfernt, den Motor vom Schiff ausgeschaltet. Atemberaubende Stimmung so nah an einem Gletscher. Auf dem Rückweg haben wir noch das Glück einen jungen Buckelwal und Delfine anzutreffen.