01.12.2022

Reisebericht | Von Fairbanks nach Anchorage

Tag 1 bis 3 | Fairbanks – das goldene Herz Alaskas
Den ersten Tag starten wir mit einer Raddampfer-Tour auf dem Chena River. Obwohl der Ausflug ein wenig touristisch ist, finden wir, dass er einen guten Über- und Einblick in die Geschichte gibt. Unterwegs halten wir an einem Athabascan Indian Village und bekommen bei einem kurzen geführten Spaziergang einen guten Eindruck von deren Leben. Zuvor machen wir Halt an der Schlittenhunde Farm von Susan Butcher. Sie hat das Iditarod (Hundeschlittenrennen über 1850km) bereits viermal gewonnen. Wir erfahren mehr über die Herausforderungen des Rennens und erhalten eine kleine Kostprobe. Die Sprachgewandtheit und der Witz unseres Guides erstaunt uns zunehmend, bis sich herausstellt, dass er neben seiner Arbeit auf dem Boot auch noch Radiomoderator einer Morgenshow ist. Gegen Mittag endet die Tour und wir fahren weiter zur Gold Dredge 8 Mine, wo wir unser Glück beim Goldwaschen versuchen. Tatsächlich wurden wir fündig und haben Gold im Wert von USD 13 (pro Person!) gefunden. Wie wir das Anlegen, ist zur Zeit noch unklar.
Den Abend lassen wir bei einem Abendessen im Salmon Bake und einer anschliessenden Theatervorstellung über die Geschichte Fairbanks ausklingen.

Tag zwei startet mit einer 3stündigen UTV Tour (eine Art Quad), über Stock und Stein, durch den Wald und entlang der Trans-Alaska Ölpipeline. Wir sehen zwar keine Tiere, essen aber Blaubeeren frisch von den Sträuchern und haben jede Menge Spass. Am Nachmittag bleibt genügend Zeit eines der zahlreichen Museen zu besuchen. Da wären zum Beispiel das Museum of the North oder das Antique Auto Museum. Um 18.00 Uhr starten wir zu unserem «Arctic Circle Adventure». Mit einer kleinen Propellermaschine fliegen wir über den Polarkreis, landen in Coldfoot  und besuchen die Siedlung Wiseman. Jack erzählt uns, was das Leben über dem Polarkreis mit sich bringt und wie er seit Jahren versucht Tomaten zu züchten, es aber einfach nicht schafft. Jack ist Selbstversorger. Hat einen grossen Garten und geht auf die Jagd. Um Mitternacht sind wir zurück in Fairbanks, wo uns ein offizielles Arctic Circle Zertifikat übergeben wird. Es war ein sehr lehrreicher Ausflug und die Aussicht vom Flugzeug war spektakulär.

Der letzte Tag in Fairbanks beginnt mit einem herzhaften Frühstück im «The Cookie Jar». Gestärkt fahren wir nach North Pole um den «Samichlous» zu besuchen. Im Santa Claus House ist jahrein jahraus Weihnachten. Weihnachtsschmuck und Souvenirs soweit das Auge reicht. Man muss es einmal gesehen haben.
Die Reise geht weiter nach Chena Hot Springs, wo wir zuerst das Ice Museum mit seinen aus Eis hergestellten Skulpturen bestaunen, um dann in den heissen Pool zu hüpfen. Im Activity Center kann man zudem noch weitere Ausflüge wie Reiten oder Hundeschlittenfahrten buchen. Auf dem Rückweg nach Fairbanks sehen wir unser erstes Moose.
 

Tag 4 bis 5 | Denali – der höchste Berg Nordamerikas (6190 M.ü.M.)
Früh morgens besteigen wir den Denali Star, einen Zug der Alaska Railroad. Die Fahrt von Fairbanks nach Denali dauert 4 Stunden. Es gibt zwei Klassen in diesem Zug – die Adventure und die GoldStar Klasse. Die Adventure Klasse ist die kostengünstigere Option. Sie besteht aus geräumigen, bequemen Sitzen, grossen Panoramafenstern und bietet Zugang zu Kuppelwagen auf rotierender Basis. Die GoldStar Klasse besticht mit Open-Air-Plattformen und 360-Grad-Kuppelfenster. Der GoldStar Service beinhaltet sogar Mahlzeiten und zwei Getränke pro Fahrt. Es ist eine sehr entspannte Art, die abwechslungsreiche Natur zu geniessen und Ausschau nach Tieren zu halten. Das Wetter ist gut,  die Tiere lassen auf sich warten.

In Denali angekommen, wird das Gepäck direkt zum Hotel gebracht, sofern man eines gebucht hat. Die Hotels bieten Shuttlebusse zum Bahnhof und Visitor Center an. Wir lassen uns also nach Zimmerbezug zum Visitor Center fahren und informieren uns über die aktuelle Lage. Nach einem ersten Spaziergang auf einem der zahlreichen Wanderwege rund um das Visitor Center geniessen wir auf der Terrasse des «The Overlook» unser Abendessen mit Blick auf den Park und die Berge.

Am nächsten Morgen besteigen wir um 10.00 Uhr den Bus, welcher uns bis East Fork durch den Park fährt. Weiter geht es dieses Jahr auf Grund von Erdrutschen leider nicht. Die Fahrt verläuft nach dem Hop on/Hop off Prinzip. Man kann jederzeit aussteigen, wandern und einen nächsten Bus anhalten und wieder zusteigen. Die Sonne scheint und unsere Augen suchen die Umgebung nach Bewegungen ab. Als erstes sehen wir den Denali. Er sticht mit seiner weissen Decke aus den restlichen Bergen heraus. Fantastisch. Man sagt, dass nur 30% der Besucher den Denali zu Gesicht bekommen. Als nächstes erspähen wir einen Grizzly, gefolgt von 6 Caribous, 2 Moose, 2 weiteren Grizzlies, diversen Erdhörnchen und zum Abschluss, wie wenn das nicht schon beindruckend genug gewesen wäre, einen Wolverine (Vielfrass aus der Familie der Marder – auch Bärenmarder genannt, gemäss Google). Unser Busfahrer meinte, dass er in den 30 Jahren im Park erst 3 dieser Tiere gesehen hat. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Dieser Tag hat all unsere Erwartungen um einiges übertroffen - ein perfekter Tag. Wichtig zu wissen ist, dass der Bus unbedingt frühzeitig gebucht werden muss.
 

Tag 6-7 – Talkeetna – bedeutet etwa «Ort, wo am Fluss Nahrung gelagert wird»
Heute besteigen wir erneut den Denali Star und fahren damit nach Talkeetna. Dieses Mal in der GoldStar Klasse. Die Fahrt dauert erneut ca. 4 Stunden. Obwohl es regnet, geniessen wir die abwechslungsreiche Landschaft und die Annehmlichkeiten des GoldStar Services. Nach Ankunft in Talkeetna hätte eigentlich ein Denali Rundflug auf dem Programm gestanden. Dieser wurde auf Grund des schlechten Wetters jedoch abgesagt. Es hat wirklich den ganzen Tag wie aus Kübeln gegossen. Unsere Unterkunft befindet sich etwas ausserhalb des Zentrums. Der schnellste Weg ins Dorf zu Fuss führt durch den Wald und über die Bahngleise. Wir schicken uns in das 10minütige Abenteuer. Trotz des Regens ist einiges los in Talkeetna. Wir ergattern uns einen Tisch im Denali Brewpub und lassen den Tag bei einem leckeren Essen und einem lokalen Bier ausklingen.
Der nächste Tag startet ebenso verregnet wie der Letzte geendet hat. Leider bedeutet das für uns, dass wir nicht wie geplant in die Caribou Lodge fliegen können und verlängern um eine Nacht in unserem Guesthouse. Der Tag ist schnell erzählt: Regen, regen und nochmals regen.
 
Tag 8 – Caribou Lodge – die Wildnis Alaskas erleben
Der Wecker klingelt und die Sonne scheint. Um 10.00 Uhr sitzen wir bereits im Wasserflugzeug. Der Flug ist kurz aber eindrücklich. Die komplette Alaska Range ist sichtbar und da thront er wieder, der Denali. Dieses Mal präsentiert er sich in voller Grösse. Wahnsinn. Erneut können wir unser Glück kaum fassen. Ca. 10 Minuten später landen wir auf dem See vor der Lodge. Diese ist nur per Flugzeug oder Helikopter erreichbar. Sie wird von zwei Brüdern (Zac und Joe) und deren Familien geführt. Sie besteht aus einem Haupthaus, drei Cabins mit Blick auf den See für je zwei Gäste, einem Duschhaus und zwei Outhouses (Plumpsklos). Die Cabins haben keine Elektrizität, für die Wärme sorgt ein kleiner Gasofen. Wir beziehen unser Cabin und werden anschliessend mit einem herzhaften Mittagessen willkommen geheissen. Am Nachmittag gehen wir mit Joe wandern. Wir kommen an diversen Beeren vorbei, welche wir genüsslich ausprobieren. Auf dem «Haushügel» angekommen, geniessen wir den phänomenalen 360° Rundblick und halten Ausschau nach Tieren. Es ist schwierig sich nicht von der Aussicht auf die Alaska Range ablenken zu lassen. Gemäss Aussage von Joe sehen nur 10% der Besucher den kompletten Berg. Nach fast vier Stunden kehren wir zurück, ohne Tiersichtungen, aber voll mit Beeren und begeistert von der Umgebung und der Ruhe. Aus den Beeren werden übrigens Konfitüren und Gelees für das Frühstück gefertigt. Nach dem Abendessen bestaunen wir den Sonnenuntergang und schlafen wie Steine.
 
Tag 9 – Anchorage – die grösste Stadt Alaskas und Endpunkt unserer Reise
Der Duft der hausgemachten Blueberry-Pancakes kommt uns bereits auf halbem Weg entgegen. Natürlich gibt es auch frisch gebackenes Brot, frische Früchte und hausgemachtes Müesli. Niemand geht dort jemals hungrig vom Tisch. Für die kurze Zeit waren wir ein Teil der Familie und es schmerzt uns, heute schon wieder Abschied nehmen zu müssen. Definitiv ein Highlight unserer Reise. Entschleunigung pur und die Herzlichkeit der Familie unbeschreiblich.
Um 12.00 Uhr werden wir vom Wasserflugzeug abgeholt und in ca. 35 Minuten nach Anchorage geflogen. Unser letzter Tag in Alaska. Wir sind tief traurig, dass die Reise bereits zu Ende ist, aber auch überglücklich, dass wir all das erleben durften. Ein Wehmutstropfen bleibt: die Nordlichter. Wir kommen wieder…