03.10.2024

Reisebericht | Motorhomereise Ostkanada

1. Tag: Ankunft in Toronto
Nach einem sehr angenehmen achtstündigen Flug mit Condor Nonstop von Frankfurt nach Toronto war auch das Einreise-Prozedere dank dem neuen ArriveCan App innerhalb von wenigen Minuten erledigt. Im belebten Abendverkehr erreichten wir das Hotel Chelsea im Herzen der Innenstadt wo ein langer Reisetag zu Ende ging. 
Das Chelsea Hotel ist mit seinen 1590 Zimmern das älteste Hotel von Toronto und das grösste Hotel von ganz Kanada, wobei dieser Eindruck so eigentlich nie aufgekommen ist vor Ort.

 

2. Tag: Toronto
Nach einem guten Frühstück im Hotel entschlossen wir uns den zur Verfügung stehenden Tag mit einem offen Bus und sogenanntem «Hop-on-Hop-off» zu verbringen. Bei knapp 30 Grad Celsius und tollem Sommerwetter sicher die mit Abstand beste Form um in relativ kurzer Zeit einen Überblick über die grösste Stadt von Kanada mit seinen 6,5 Millionen Einwohnern und gleichzeitig viertgrössten Stadt des amerikanischen Kontinents nach Mexico City, New York und Los Angeles zu erhalten. Während der ganzen Fahrt mit dem Bus durch die Innenstadt als auch auf unseren Fussstrecken fühlte sich das Stadtleben nie als Stress an. Direkt in der ersten Linie neben den Strassen wurden sehr oft ältere, kleine und manchmal auch eher schlecht unterhaltene Gebäude erhalten, welche einen enormen Charme ausstrahlen. Direkt dahinter hat sich Toronto in den letzten Jahren mit all seinen modernen Wolkenkratzern und hohen Gebäuden zu einer Weltstadt gemausert und die andauernde Bautätigkeit zeigt das hier noch viele Pläne bestehen. Gerade aber die Gegensätze im Baustil des Stadtzentrums zusammen mit grünen Flächen und viel Platz für Fussgänger sind auch ein Spiegelbild der multikulturellen Gesellschaft, leben doch in Toronto Menschen mit insgesamt 240 ursprünglichen Staatsbürgerschaften.
Mit einem Shopping Besuch im Eaton Center fand die Tagestour durch die Innenstadt ihren Abschluss, wir haben auf jeden Fall nicht gewusst das in Toronto 28 Kilometer Fussweg unterirdisch und durch die ganze Stadt verbunden sind und so Sehenswürdigkeiten und Shopping bei jedem Wetter und in jeder Jahreszeit trocken und ohne grosse Kleiderausrüstung unternommen werden kann.
Eine absolute Empfehlung von uns ist ein Abendessen auf dem CN Tower, einem der grössten Gebäude der Welt und dem Wahrzeichen von Toronto. Längere Warteschlangen können mit einer Reservation im Drehrestaurant 360 umgangen werden, die Fahrt ist direkt im Ticket inbegriffen und der Zugang erfolgt durch einen separaten Ein- und Aufgang. Ein unglaublicher Rundblick und Ausblick sowie eine sehr gute Küche lassen diesen Besuch zu einem abendlichen Höhepunkt werden. 
Wir haben Toronto als total spannende und interessante Stadt kennengelernt welche enorm viel zu bieten hat. Ideal wären sicher 3 Übernachtungen am Anfang oder am Schluss der Reise, wobei allenfalls je nach Reiseprogramm auch noch ein Tagesausflug zu den Niagara Fällen eine Option sein könnte.   


3. Tag: Übernahme Motorhome
Nach einem doch längeren Transfer zur Vermietstation von Fraserway RV haben wir wie gewohnt eine sehr professionelle Einführung erhalten und konnten so unser Motorhome Large 24 für die nächsten 3 Wochen übernehmen. Es ist aber wichtig sich für die Übernahme Zeit zu nehmen und nicht bereits am ersten Tag zuviel Programm zu haben. Mit einräumen und einkaufen sollte unserer Meinung nach die anschliessende Tagesstrecke nicht mehr als 150 Kilometer betragen. Wir haben uns für eine Reise in nördlicher Richtung entschieden und haben so unser erstes Etappenziel in Blue Mountains an der Georgian Bay relativ rasch erreicht. Ein vorreservierter Campground direkt am Wasser gibt uns einen Vorgeschmack über die unendliche Natur, welche uns hoffentlich in den nächsten Wochen erwarten wird.

 

4. Tag: Blue Mountain Village
Dank lediglich 6 Stunden Jet Lag haben wir uns bereits recht gut umgestellt und entsprechend gut geschlafen. Den heutigen Sonntag haben wir genutzt um die Umgebung und auch das Hinterland etwas kennenzulernen und auch das Blue Mountain Village zu besuchen. Da wir am Wochenende unterwegs sind treffen wir auf viele Touristen, wobei die «Bergstation» mit einigen relativ bescheidenen Skihügeln insbesondere für Gäste aus dem asiatischen Raum eine grosse Faszination auszuüben scheint. 

 

5. Tag: Manitoulin Island
Wir erwachen mit viel Wind und beobachten den doch recht hohen Wellengang direkt am See vor uns. Uns wird klar dass sich die Ausläufer des Hurricancs Ernesto doch bis in das nördliche Ontario bemerkbar machen und wir fragen uns ob unter diesen Umständen die Fähre nach Manitoulin Island heute überhaupt fahren wird.
Wir fahren rechtzeitig los und sind überrascht, wieviel das Bruce Peninsula mit seinem Nationalpark zu bieten hat. Die Gegend eignet sich mit seinen vielen Trails perfekt für Wanderungen entlang der imposanten Küste der Georgian Bay. In Tobermory selber – wo auch die Fähre abfährt – werden viele Bootstouren für verschiedene Ausflüge wie sogar Wrack Beobachtungen angeboten und auch Tauchgänge im Süsswasser sind hier möglich. 
Manitoulin Island ist anscheinend die grösste Insel weltweit in einem Binnengewässer und Heimat von verschiedenen Native Stämmen, welche hier den grössten Teil der lokalen Bevölkerung ausmachen. Fast an jedem Wochenende findet auf der Insel ein sogenannter "Pow Wow" statt, wo sich die Ureinwohner oft auch mit ihren amerikanischen Verwandten und Stammesbrüdern treffen, schliesslich liegen ja die USA praktisch in Sichtweite. Wir haben schöne und einsame Strände besucht, den Sonnenuntergang genossen und dann auf einem gemütlichen Campground die Nacht verbracht.


6. Tag: Bridal Veil Falls & Espanola
Über den Hauptort Gore Bay gelangen wir heute Morgen zu den Bridal Veil Falls, den grössten Wasserfällen der Insel. Die Trails bieten die Möglichkeit um die Umgebung noch etwas ausgiebiger zu erkunden, die Fälle an sich sind gut erreichbar aber nicht überaus spektakulär. 
Die anschliessende Weiterfahrt führt uns über eine spektakuläre Stahlbrücke, welche nur einspurig befahren werden kann und deshalb auch etwas Geduld erfordert. Bei Espanola gelangen wir auf den Highway 17, welcher uns nun in westlicher Richtung durch wirklich interessante Landschaften nach Sault Ste Marie am Lake Superior bringt. 

 

7. Tag: Agawa Bay
Den ersten grösseren Stopp am heutigen Tag haben wir bei den Chippewa Wasserfällen gemacht, welche gleichzeitig auch der Ort ist, welcher genau die Mitte des Transkanada Highways zwischen Victoria auf Vancouver Island und St. John’s auf Neufundland ist. Die Weiterfahrt führt uns über die Pancake Bay und weiter zu unserem Tagesziel, der Agawa Bay im Lake Superior Provincial Park. Leider wurden wir von einem Schild mit der Aufschrift «ausgebucht» empfangen, was uns nicht davon abgehalten hat im Visitor Center nach der Verfügbarkeit zu fragen und so den wirklich letzten Platz und erst noch direkt am See zu erhalten. Somit war der gemütliche Nachmittag am Strand des grössten Binnensees der Welt und der spektakuläre Sonnenuntergang gesichert.


8. Tag: Lake Superior Provincial Park
Die heutige Fahrt durch den Lake Superior Provincial Park verspricht interessant zu werden, umso mehr als wir uns für längere Zeit zum letzten Mal entlang eines grossen Gewässers bewegen. Wir haben das Glück einen sonnigen und windstillen Tag erwischt zu haben, entsprechend ruhig ist das Wasser des grossen Sees und offenbart klare Blicke auch unter die Wasseroberfläche. Höhepunkt des Agawa Canyon ist jedoch ein Trail entlang der steilen Felsen, welcher zu verschiedenen Felszeichnungen führt, welche durch First Nations vor mehr als 400 Jahren angebracht wurden.
Weitere empfehlenswerte Stopps sind Katharina Bay sowie Old Woman Bay, von wo aus nebst dem Besuch von schönen Stränden auch mehrstündige Wanderungen in die Höhe unternommen werden können. Die Ortschaft Wawa (übersetzt aus der Ojibwe Sprache Wildgangs) ist für uns der Ort um die «Küste» zu verlassen, die nächsten 200 Kilometer führen uns durch völlig unberührte Gegenden nordwärts in Richtung der Provinz Québec und zur letzten Übernachtung in der Provinz Ontario für die nächsten 10 Tage.

 

9. Tag: Timmins
Auch die letzte Nacht haben wir in einem Provincial Park mit dem Namen Ivanhoe Lake verbracht. Wir haben noch einen Platz direkt am kleinen See ergattert und unmittelbar vor dem Sonnenuntergang reicht es noch für ein erfrischendes Bad im See, nur 5 Meter neben dem Camperstellplatz. Wir sind generell sehr positiv von den Provincial Park’s in Ontario überrascht und können diese – welche auch recht einfach vorreserviert werden können – vorbehaltslos empfehlen für Motorhomereisen. 
Nach einem gemütlichen und ausgiebigen Frühstück führt uns die Reise zuerst weiter nach Timmins, einer grösseren Stadt mit viel Infrastruktur wo in erster Linie viele Minen finden, welche noch heute Gold und andere Rohstoffe fördern. Nach einigen Tagen in den Parks genau der richtige Ort um das Fahrzeug aufzutanken und für die nächsten Tage den Kühlschrank zu füllen. Bereits nach einer guten Stunde Weiterfahrt erreichen wir die «Grenze» zur Provinz Québec wo rasch offensichtlich wird, dass wir effektiv in einen anderen Kulturkreis gefahren sind. Die Strassen sind belebter, die Motorradfahrer sind im T-Shirt unterwegs, sämtliche Strassenschilder sind nun ausschliesslich auf Französisch angeschrieben (in Ontario zweisprachig) und auf unsere Frage beim ersten einchecken auf einem Campground ob das Personal auch englisch spricht ist die saloppe Antwort «manchmal». 

 

10. Tag: Provinz Québec
Nach einem gemütlichen Grillabend auf dem eigenen Stellplatz und einer ruhigen Nacht werden wir zum ersten Mal von Regentropfen auf dem Motorhome Dach geweckt. Zum ersten Mal seit unserem Start regnet es heute und die Temperaturen sind auch merklich gesunken, was uns wieder einmal Zeit gibt um im gemütlichen Innenraum mit Slideout in unserem Fahrzeug die Weiterreise durch die Provinz Québec und die nächsten Tage zu planen. 
Schlechteres Wetter gibt auch Möglichkeiten um den Tag anders zu gestalten. Val-d’Or ist eine Minenstadt im nördlichen Québec und hat auf den ersten Blick wenig zu bieten. Beim genaueren Hinsehen entpuppt sich allerdings die sogenannte «Prospektor Route» als sehr spannend und attraktiv. Einerseits kann ein ganzes Minen Dorf bestehend aus  60 Holzhäusern aus dem Jahre 1934 besucht werden und sogar die Fahrt in einen Minenschacht auf 70 Meter Tiefe ist möglich. Eine im Visitor Center erhältliche Broschüre ermöglicht als Selbstfahrer fast 20 verschiedene interessante Punkte in der Stadt anzufahren. 

 

11. Tag: Mont Tremblant
Aufgrund der doch grösseren Fahrstrecken in den beiden letzten Tagen und der Attraktivität von Mont Tremblant haben wir auf einem guten Campground für 2 Nächte eingecheckt. Wir erhielten einen Standplatz direkt am Fluss und beim schönen Naturstrand, wirklich ein tolles Naturfeeling unweit des Stadtzentrums. Als absolutes Highlight stellte sich der Besuch des 2022 erbauten Treetop Walks heraus, welcher sich innert kürzester Zeit zu einem neuen Wahrzeichen und Ausflugsziel gemausert hat. Bis zu 40 Meter über dem Boden führt die Holzkonstruktion durch die intakten Wälder der Laurentides und auch wenn Ende August die Herbstfarben noch nicht in vollem Glanz erstrahlten war die Faszination auf dieser Wanderung über den Bäumen ein bleibender Eindruck.

Am Nachmittag haben wir direkt neben unserem Camperstandplatz noch ein Kajak gemietet um mehrere Kilometer den Fluss «La Diable» hochzupadeln und uns dann wieder zurück zum Ausgangspunkt treiben zu lassen. Mont Tremblant als «Whistler des Ostens» hat wirklich viel zu bieten an Attraktionen und Aktivitäten.

 

12. Tag: Region Mauricie
Auf kleinen Nebenstrassen durch das Hinterland der Laurentides wollen wir heute verschiedene Lodges besuchen, welche wir auch in unserem Ostkanada Programm anbieten. 
Die Weiterfahrt bringt uns in einer knappen Stunde bereits in die nächste Region Mauricie, wo wir unweit von Saint Paulin das Eco Resort Le Baluchon besuchen und nach einem guten Lunch eine sehr ausführliche und interessante Führung erhalten. Das sehr grosse Anwesen bietet sehr viele Möglichkeiten für Aktivitäten direkt auf dem Gelände und unweit eines spektakulären Wasserfalls, sei es mit dem Kanu, dem Kajak, dem Padelboard, dem Bike oder sogar hoch zu Pferd. Ein wirklich geeigneter Ort unweit von Montreal um einmal für den einen oder anderen Tag die Seele baumeln zu lassen. 

13. Tag: Lac Saint-Jean
Nach einer 3-stündigen Weiterfahrt auf der «La Route des Rivières» über La Tuque in Richtung unserem Tagesziel Lac Saint-Jean fuhren wir praktisch unablässig direkt an Flüssen oder Seen vorbei. Die Region in der Mauricie ist zum grössten Teil bewaldet und entsprechend stark ist hier die Holzwirtschaft vertreten. Dies wird uns immer wieder vor Augen geführt wenn die grossen Lastwagen vollbeladen mit Holzstämmen entgegenkommen oder uns sogar mit über 100 Stundenkilometer überholen. Die Verarbeitung von Holz fand übrigens bereits vor langer Zeit statt, jedoch wurden früher die grossen Holzstämme einfach auf den Flüssen in die Holzwerke geflösst. 

 

14. Tag: Fahrt nach Parc Aventures Cap Jaseux
Gerade wenn das Wetter mal nicht so toll ist wird uns einmal mehr bewusst wie wohlgesinnt uns das Klima eigentlich ist und welches Glück wir haben. Heute sind Wolken aufgezogen was aber eigentlich sehr gut zu unserem Tagesprogramm passt. Der Lac Saint-Jean ist heute doch recht stürmisch was sicher in erster Linie mit dem starken Wind zusammenhängt, also definitiv kein Badetag. Wir verlassen unseren Campground und stellen einmal mehr fest, dass wir effektiv praktisch keine anderen Motorhomes mit Touristen gesehen haben. 80 % der Campingplätze im Osten von Kanada sind entweder von Menschen aus der Region besetzt, welche hier ihre grossen Wohnwagen und Mobilehomes die ganze Saison über stationiert haben oder sogar mit festem Wohnsitz auf dem Campingplatz zu Hause sind. 
Wir machen heute verschiedene Zwischenstopps in Saint – Gédéon, Alma, La Baie und Saguenay, bevor wir im Verlauf des Nachmittags unser heutiges Tagesziel, den Parc Aventures Cap Jaseux erreichen. Nach einer ausgiebigen Wanderung im Park zu verschiedenen Aussichtspunkten und zum Strand direkt am Saguenay Fjord geht ein weiterer intensiver und interessanter Reisetag zu Ende.


15. Tag: Saguenay
Bevor wir die heutige relativ kurze Tagesetappe entlang des Saguenay Fjords starten haben wir uns für eine Besichtigung des privaten Parks vereinbart. Wir haben gestern ja bereits zu Fuss interessante Punkte erkundigt, heute stehen nun die Unterkünfte auf dem Programm welche es in sich haben. Nebst wirklich sehr grosszügigen und auch gut ausgestatteten Cabins werden hier auch drei verschiedene Unterkunftsarten angeboten, welche sehr spektakulär und doch sehr einzigartig sind. Einerseits ist dies das sogenannte Tree Houses (Baumhütten), dann Dome’s, (Rundzelte von ca. 15 m2 welche zu einem Drittel aus transparentem Plastik bestehen und so die Möglichkeit bieten in der Nacht die Sterne vom Bett aus zu beobachten) sowie an Stahlseilen hängende Sphères (Wohnkugeln, welche an eine Raumschifflandekapsel erinnern) und freihängend einen grandiosen Ausblick auf den darunterliegenden Fjord bieten. 
Nach einer schönen Weiterfahrt erreichen wir unser Tagesziel Saguenay direkt am St. Lorenz-Strom und haben nach dem Einchecken auf dem Campground noch Zeit für einen Abendspaziergang durch das touristische, aber sehr angenehme Städtchen welches unserer Meinung nach in Ostkanada ein absolutes «must» ist.

 

16. Tag: Saguenay
Nebst anderen möglichen Aktivitäten ist der Ort Saguenay am Eingang zum gleichnamigen Fjord der absolute Hot Spot für Walbeobachtungstouren, was natürlich auch wir uns nicht entgehen lassen wollen. Wir haben uns bereits am Vorabend für die 2,5 Stunden lange Zodiac Tour entschieden und entsprechend eine Reservation gemacht. Pünktlich um 10.00 Uhr werden wir mit regensicheren orangen Overalls versorgt, welche wir heute aber sicher nicht benötigen werden. Wir haben einen absoult perfekten Tag erwischt ohne Wind, mit völlig stiller Wasseroberfläche und wolkenlosem Himmel. Trotzdem ist es wichtig sich warm anzuziehen da die Boote doch teilweise schnell unterwegs sind und der Fahrtwind entsprechend kühl ist. Wir verlassen den Hafen und haben nicht einmal Zeit um die Fotokamera startklar zu machen als uns in weniger als 50 Meter Distanz unzählige Beluga-Wale kreuzen. Die Boote sind verpflichtet, für Belugas nicht anzuhalten oder den Kurs zu ändern und gemäss unserer Guide-In sind Belugas im Normalfall höchstens aus einigen hundert Metern Distanz zu beobachten wenn überhaupt. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus und haben in den nächsten zwei Stunden noch mehrmals das grosse Glück, um verschiedene Walarten zu beobachten, welche sich in dieser Region zwischen Mai und November in grosser Zahl aufhalten. 

 

17. Tag: Fahrt nach Québec City
Heute steht wieder einmal eine längere Tagesetappe auf dem Programm. Aus der Region Saguenay am St. Lorenz-Strom geht die Reise auf die andere Seite nach Süd Québec, in eine auch für uns trotzt unzähligen Reisen neue Gegend weiter. Das Wetter ist heute ausnahmsweise wieder unfreundlicher. Zuerst muss der Saguenay Fjord an seiner Mündung überquert werden, hierzu steht uns die kostenfreie Fähre zur Verfügung welche mangels Strassenverbindung rund um die Uhr unterwegs ist. Da das Wetter und die Sicht wirklich schlecht sind verzichten wir auf die bei schönem Wetter malerische Küstenroute und fahren auf der Schnellstrasse in Richtung Québec City. 

Immer wieder begegnen uns in der Provinz Québec grosse Kirchen und Kathedralen, eine grösser als die andere. Jede kleine Ortschaft verfügt über ein grosses Gotteshaus, da verwundert es auch nicht das jede Stadt irgendwie mit «Saint» beginnt, also irgendwie «heilig» ist. 

 

18. Tag: Süden von Québec
Um den Süden von Québec – unweit der Grenze zu Vermont USA – kennenzulernen haben wir uns zu einen Besuch im Nationalpark Mont Orford entschlossen. Auch hier war natürlich eine Vorreservation aufgrund des Long Weekends zwingend, wir sind auf jeden Fall erstaunt wie gross der Park ist mit einer tollen Infrastruktur und treffen auf viele Kanadier welche mit Velos, Kanus oder auch zu Fuss unterwegs sind. Wir machen einen Abstecher in die unweit gelegene wirklich tolle und sehenswerte Stadt Magog, welche viel zu bieten hat. An diesem Wochenende findet das sogenannte «Wein-Fest» statt, wir hatten keine Ahnung das in diesem Mikroklima sehr guter Wein und auch Champagner produziert wird, welcher eben an diesem Anlass mit einem Coupons System degustiert werden kann. Die Einwohner in dieser Gegend waren vor langer Zeit sogar einmal der englischen Krone zugehörig und es ist deutlich zu spüren, dass hier mehr und auch lieber englisch gesprochen wird. Die Leute sind sehr freundlich und offen und wissen auch Feste zu feiern. Um die zur Verfügung stehende Zeit noch besser nutzen zu können und mehr zu sehen mieten wir noch Elektro Fahrräder, welche sich mit Knopfdruck sogar in ein «Moped» umwandeln lassen. 

 

19. Tag: Süden von Québec
Nur wenige Kilometer neben dem Campground im Nationalpark befindet sich der gleichnamige 18 Loch Golfplatz mitten in der Natur. Diese Gelegenheit wollten wir natürlich nicht verpassen und haben deshalb bereits um 08.00 Uhr eine sogenannte Tee Time (Abschlagszeit) im Morgentau vereinbart. Der Rest des Tages lud noch zu verschiedenen Aktivitäten direkt vom Campground ein und wir haben auch bereits die ersten Herbstfarben sehen können und hoffen das wir in den nächsten Tagen auf dem Rückweg nach Ontario und Toronto sogar noch mehr Indian Summer erleben werden.


20. Tag: Süden von Québec & Montréal
Die letzten Tage in der Region South Québec waren sehr interessant und wir werden sicher in Zukunft den einen oder anderen Abstecher in diese Gegend für unsere Kunden in das Reiseprogramm einbauen. Die heute Tagesfahrt führte uns zuerst gut 100 Kilometer bis nach Montreal und anschliessend noch einmal etwa gleich weit dem Ottawa River entlang nach Montebello. Nach viel Natur war die Umfahrung von Montreal ein eigentlicher Kulturschock und für die 20 Kilometer Stadtgebiet benötigen wir gleich lang wie sonst für 200 Kilometer Überland. Entlang dem Ottawa River erreichten wir anfangs Nachmittag den Parc Omega, ein Tierpark welcher insbesondere bekannt ist für seine Wolfsbeobachtungen und die eigene Wolfszucht.  
Da wir diesen Park mit Übernachtung in unserem Programm anbieten wollten wir uns die verschiedenen Übernachtungsmöglichkeiten ansehen. Zuerst stand jedoch noch eine Fahrt mit dem eigenen Motorhome durch den Park auf dem Programm. Dies ist eine Form der Besichtigung welche in Nordamerika sehr verbreitet ist, die Gäste fahren also selber eine bestimmte Strecke ab und bleiben im eigenen Fahrzeug und können so die verschiedenen Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Da in Ostkanada nicht gerade viele Tiere in freier Wildbahn beobachtet werden können hat diese Form der Besichtigung durchaus ihren Reiz. Der absolute Höhepunkt sollte jedoch am Abend mit der Übernachtung in einem Appartement direkt bei den Wölfen folgen.

 

21. Tag: Parc Omega
Nachdem wir bereits beim Einnachten zwischen 19.00 Uhr und 21.00 Uhr fast Nonstop verschiedene Wölfe beobachten konnten, welche teilweise direkt vor unserem Wohnzimmerfenster vorbeikamen wurde es allmählich zu dunkel für die Beobachtung. 
Früh am Morgen so ab 05.00 Uhr begaben wir uns bereits wieder auf unseren Aussenbalkon direkt vor dem Schlafzimmer und wurden nicht enttäuscht. Immer wieder tauchten Wölfe auf, als absoluter Höhepunkt konnten wir einmal sogar kurzfristig sämtliche 11 Wölfe aus diesem Rudel gleichzeitig beobachten. Auf dem Gelände gibt es wie erwähnt verschiedene Arten von Unterkünften, so z.B. auch sehr rustikale Cabins welche direkt an andere Wolfsrudel angedockt sind. Wer sich also für Wölfe interessiert oder von diesen Tieren fasziniert ist muss im Parc Omega meiner Meinung nach mindestens 2 Übernachtungen in seine Reise einplanen. 
Via Gatineau, Hull und Ottawa erreichten wir unser nächstes spontanes Tagesziel und liessen uns vom Namen «Golden Lake» inspirieren. Der Campingplatz stellte sich vom Standort her als absoluter Höhepunkt unserer Reise heraus, so nahe am Wasser mit soviel Ruhe und Abendstimmung beim eigenen Lagerfeuer wird für uns immer ein bleibender Eindruck und in guter Erinnerung bleiben.  

 

22. Tag: Algonquin Park
Was gibt es Schöneres als direkt vom Fahrzeug aus die aufgehende Sonne über dem See zu erleben. Bei recht angenehmen Temperaturen durfte natürlich auch das morgendliche Bad nicht fehlen, die Dusche haben wir so gar nicht in Anspruch nehmen müssen und auch nicht vermisst. 
Die Weiterfahrt bis zum Parkeingang des Algonquin Parks dauerte ab Golden Lake lediglich eine gute Stunde und die Landschaft mit den vielen Seen hat uns ausserordentlich gut gefallen. Aus Zeitgründen war für uns klar, dass dieser bekannte Provinzial Park lediglich 2 Autostunden nördlich von Toronto für uns auf dieser Reise kein längerer Aufenthalt erlauben würde. Direkt durch den Park führt eine recht stark befahrene Strasse, diese ist auch für den Durchgangsverkehr von Bedeutung und wird somit von recht vielen Fahrzeugen einfach als Transit benutzt. Wichtig ist zu wissen das Permits um sich im Park frei zu bewegen bereits beim Parkeingang erstanden werden müssen, andernfalls ist das Aussteigen im Park nicht erlaubt. Der Algonquin Park eignet sich sehr gut für kleinere und grössere Wanderungen, insbesondere aber für eintägige oder auch mehrtägige Kanutouren, welche auch geführt angeboten werden. Auf Voranmeldung werden zudem von den lokalen Veranstaltern Kanus und Kajak’s direkt auf die verschiedenen Zeltplätze gebracht und es gibt im Park auch mehrere sehr schöne Lodges für Übernachtungen welche aber sehr früh reserviert werden müssen. 


23. Tag: Vorbereitungen für die Heimreise
Der letzte Reisetag vor der Fahrzeugabgabe und Heimreise begann mit Regen, welcher auf unser Fahrzeugdach prasselte und uns aufweckte. Nebst 200 Kilometern Fahrt in die Umgebung der Abgabestelle für unser Fahrzeug standen letzte Geschenk-Einkäufe, Tanken, Fahrzeug reinigen und Packen auf dem Programm. Sicher gehört der Abschlusstag nicht zu den Höhepunkten einer solchen Reise, muss halt aber trotzdem sein und wir empfehlen trotzdem auch die letzte Nacht noch auf einem Zeltplatz zu verbringen und das Fahrzeug direkt am Heimreisetag abzugeben. Es ist ein spezielles Gefühl, nach 3 Wochen zum ersten Mal wieder packen zu müssen und bei dieser Gelegenheit wird uns einmal mehr bewusst wie toll es ist während der ganzen Reise nicht immer wieder ein- und auspacken zu müssen. 

 

24. Tag: Rückreise
Auch in der letzten Nacht auf einem Campground im Fahrzeug haben wir gut geschlafen. Eine schöne warme Dusche und ein Abschlussfrühstück haben uns heute Morgen auf den Abreisetag eingestimmt. Wir haben in den letzten 3 Wochen gut 4600 Kilometer zurückgelegt, sind gut 75 Stunden hinter dem Steuer gesessen und haben auf 100 Kilometer genau 23 Liter Benzin im Durschnitt verbraucht. Dieser Durchschnittswert ist für europäische Verhältnisse sehr hoch, entspricht aber dem realistischen Verbrauch auf einer Motorhomereise in Nordamerika. Der Grund liegt insbesondere darin, dass die Fahrzeuge ca. 5 Tonnen wiegen, wofür in der Schweiz bereits ein LKW Führerschein notwendig wäre wogegen diese Fahrzeuge in Nordamerika für uns mit dem normalen PW Führerschein gemietet werden können. Ein weiterer Grund ist sicher, dass die Mietfahrzeuge nach wie vor über für unser Empfinden hubraumstarke Motoren verfügen welche bei uns bereits seit längerer Zeit überholt sind. Ein Trost ist dabei sicher wenigstens, dass die Kosten für Benzin in Kanada nach wie vor ca. die Hälfte betragen gegenüber der Schweiz und sich dadurch die Gesamtkosten doch stark relativieren. 


Die Abgabe des Fahrzeuges sowie der Transfer zum Airport verliefen einmal mehr reibungslos, nun heisst es noch Einchecken und nach Hause fliegen, 3 Wochen scheinen uns für eine Reise dieser Art eine sehr gute Reisedauer zu sein. Wir verlassen Ostkanada mit vielen neuen und bleibenden Eindrücken und haben wiederum viele Höhepunkte, tolle Landschaften und viele freundliche Menschen getroffen.